glossen: interview
Berlin ist wieder "Hochburg der Literaten" und Drehscheibe für ausländische Literatur — Susanne Ledanff im Gespräch mit Ulrich Janetzki

Im Oktober 2000 sprach ich mit Ulrich Janetzki im LCB über eine neue Berliner Autorengeneration, die Anziehungskraft der Stadt auf Autoren und Autorinnen, über Berlin als Ort zum Schreiben und als Thema in der Literatur. Ulrich Janetzki, geb 1948, ist seit 1986 Geschäftsführer des Literarischen Colloquiums, einer der wichtigen Orte für Autorenbegegnungen, Stipendiatenaufenthalte und Lesungen in Berlin. Das legendäre Literaturhaus am Wannsee, das 1963 von Walter Höllerer gegründet wurde, knüpft in neuerer Zeit verstärkt an die von Höllerer begründete Tradition der Workshops im LCB an. Seit 1987 werden Autorenwerkstätten angeboten, von denen einige dann in den 90er Jahren im neuen Aufschwung einer in Berlin konzentrierten jüngeren Autorengeneration für die Entdeckung neuer Talente besonders wichtig wurden. Zusammen mit Jürgen Becker gab Ulrich Janetzki den Band Die Stadt nach der Mauer. Junge Autoren schreiben über Berlin (Ullstein, 1999) heraus; zuvor, zusammen mit Sven Arnold, die Anthologie Berlin zum Beispiel. Geschichten aus der STadt (Goldmann, 1997).



S.L. Wie würdest du das Phänomen des neuen deutschen „jungen Erzählens" bewerten, die Rückkehr, wie es in der Kritik behauptet wird, zu einer neuen Unmittelbarkeit und Lust am Erzählen. Welche Namen gerade bei den Neuerscheinungen der letzten zwei, drei Jahre, dürften wohl in Zukunft eine Rolle spielen? Das bringt natürlich auch die Frage nach der Qualität von diesen Neuerscheinungen ins Spiel.



U.J.: Bei den Neuerscheinungen, die letztlich etwas eingeläutet haben — was die Presse als "Fräuleinwunder", „neue deutsche Welle", „junge, lebendige Literatur" apostrophiert hat — ragen Leute heraus, die sicherlich mit ihren weiteren Büchern das bestätigen, was man ihnen als Vorschußlorbeeren gegeben hat. Zu den Namen komme ich gleich. Das ist damit begründet, daß es letztlich den Verlagen zu teuer geworden ist, auf den anglo-amerikanischen Markt zu gehen und Lizenzen zu kaufen. Da gibt es oder gab es zu viele Flops, so daß man plötzlich gesagt hat: Es ist eigentlich viel billiger, deutsche Autoren einzukaufen, wenn sie denn etwas zu erzählen haben, nicht einfach nur eine Introspektion, sondern wirklich erzählende Texte liefern. Das hat man dann so beurteilt, als wäre das etwas ganz Neues. Das ist nicht wahr. Man hat ihnen vorher keine Chance gegeben. Das heißt, die Marktsituation hat sich ein bißchen mehr auf den deutschen Markt, auf die deutschsprachige Literatur fokussiert. Dann kamen die Verlage auf die Idee, mit Debütanten zu beginnen oder Autoren eine weitere, zweite, dritte oder vierte Chance zu geben, die man vorher eigentlich nicht so ermutigt hatte weiterzuschreiben. Und dann hat man am Verkaufserfolg eines Buches gemerkt, daß es funktioniert, und dann hat sich jeder Verlag letztlich als sein Image auf die Fahnen geschrieben, auch die junge, deutsche Literatur herauszubringen.

S.L.: Man liest ja manchmal in der Literaturkritik, daß die neue junge Literatur fast synomym mit Literatur von jungen Berliner Autoren ist. Wenn wir zunächst einmal davon absehen, daß natürlich nicht alle, die in Berlin leben oder sich hier in letzter Zeit angesiedelt haben, über Berlin schreiben, was kann man dann -was ja auch übrigens eine Marketingstrategie ist — über das Stadtthema selbst, das Thema Berlin für die diese "lebendige" junge Literatur sagen? Kann man das auf einen Punkt bringen, was am Berlin nach der Wende literarisch spannend ist?

U.J.: Berlin ist immer schon Thema gewesen und zwar bis zur Wende sowieso und nach der Wende auch, weil sich über die Romane, die hier in Berlin angesiedelt sind, zuallererst die Schwierigkeiten der Ost-West Konflikte thematisieren lassen und viel besser aufscheinen in der Gesamtproblematik. Das meint einerseits, mit sehr ostalgischem Blick zurückzugucken. Das heißt andererseits die gesamte Stasi — und das ist Verratsthematik — aufzuarbeiten. Und das dritte ist letztlich, sich mit den neuen Momenten des Westens, den neuen Medien, um es als Schlagwort mal zu nehmen, auseinanderzusetzen, sie als ganz neuen Faktor begreifen, und dies immer auch in einem Ost-West Verhältnis. Nämlich nicht reingewachsen zu sein, im Spielerischen dazugekommen zu sein, sondern auf einmal und abrupt mit den Sachen konfrontiert zu werden. Und das ist immer der Ort Berlin, weil Berlin sowohl mittlerweile Metapher ist für viele Dinge, als auch der Ort, an dem sich diese ganzen Dinge sehr viel besser herauskristallisieren, mit all den Facetten, negativ und positiv.

S.L.: Interessant, daß du jetzt die Ostautoren ins Spiel bringst, und auch das inzwischen mehr in den Hintergrund getretene Thema der Wendeverarbeitung, das ja wirklich sehr häufig Berlin als Hintergrund hatte, wenn man an Monika Maron, Brigitte Burmeister, Marion Titze, Volker Braun und auch jüngere Autoren wie Thomas Brussig denkt. Aber in letzter Zeit scheint doch mehr das Schreiben, man muß ja sagen, von Autorinnen, die aus dem Westen stammen und dann über das neue Berlin schreiben, als Trend zu gelten, um jetzt schon einmal Judith Hermann zu erwähnen. Kann man denn überhaupt noch, und gerade in der jungen Autorengeneration, jetzt Ende der 90er von einem Unterschied in den Blicken auf Berlin reden, einer anderen Art Berlinliteratur, wenn jemand aus dem Osten bzw. Ostberlin stammt?

U.J.: Die Ostautoren müssen auf die Medienrealität reagieren, denn sie sind umgeben von einer Medienrealität. Ob es nun das Sony-Gebäude — auch fast wieder eine Metapher— ist, oder ob es die Friedrichstraße ist, die mittlerweile im Volksmund Siliconstreet heißt. Da sind die Softwarefirmen, das Internet. Ob das nun das Internetdesign ist usw., es siedelt sich im Osten an. Und vom Osten ausgehend, weil Institutionen wie die Universitäten natürlich uralt waren und neu bestückt werden konnten, geht die Technik aus. Es gibt eine Auseinandersetzung mit diesem Medium und dann gerade über das Internet. Weil einfach der Zugang zur Welt gesucht wird. Man hatte plötzlich zwar den Westen, aber das reichte nicht. Man hatte einen Nachholbedarf. Das heißt, die Ostautoren sind diejenigen, die zuallererst beispielsweise mit dem Computer und mit dem Internet arbeiten. Darauf willst du zwar jetzt nicht genau hinaus, aber daraus ergibt sich eine ganze Menge. Zu der Medienwelt gehört natürlich vieles. Es gehört das Kino dazu. Es gehört alles dazu, was im weitesten Sinne medial aufbereitet ist, und das wird es zuallererst in Berlin.

Zu deiner ersten Frage aber, was sich wohl von junger Berlinliteratur etablieren wird. Wenn wir beginnen bei dem, was sich letztlich an junger, neuer deutscher Literatur, auch von den Themen her, abzeichnet zu konsolidieren — das beginnt natürlich mit Judith Hermann. Das ist natürlich auch ein Berlinbuch. Es ist eine sehr melancholische Betrachtung insgesamt. Es ist der Beweis dafür gewesen, daß man Erzählungen schreiben kann, daß man Erzählungen liest und daß man Erzählungen nun auch verkaufen kann oder andersherum, daß es einen Markt dafür gibt. Und dann war es ja fast ein Wunder, daß es viele Erzählungsbände momentan gibt von jungen Menschen, die erzählen. Da gibt es ein paar herausragende Erzählbände: Georg Klein beispielsweise, der mit Libidissi sein Debüt gestartet hat. Von dem Autor wird man weiter hören. (S.L: Im letzten Buchherbst erschien Kleins Erzählband Die Anrufung des Blinden Fisches, dazu in diesem Frühjahr Barbar Rosa). Weiter ist da Julia Franck, die nach ihrem Debüt mit einem Erzählungsband jetzt rausgekommen ist (S.L.:Liebediener, dann der Erzählband Bauchlandung- Geschichten zum Anfassen, 2000). Das ist alles Literatur , die fast amerikanisch ist, an den besten amerikanischen Erzählern geschult, gar nicht so sehr an Faulkner und Hemingway, sondern sehr viel mehr an Don DeLillo, an Raymond Carver oder auch an T.C. Boyle , Annie Proux, alles Namen, die in Amerika Gegenwartsliteratur sind. Jetzt haben wir Autoren, die nicht einfach eine Geschichte erzählen, wie der Hans die Grete kriegt, also einen Romankomplex in einer Erzählung verkürzt wiedergeben, sondern die Ausschnitte vorgeben, die sehr wohl dazu anregen, daß man das Vorher und das Hinterher auch noch denkt. Die Geschichte geht im Kopf des Lesers immer weiter. Es sind symptomatische Momente aus einem Leben von Personen, die sie umgeben. Es ist nie nur das erzählerische Ich, das mit den Autoren im engeren Sinne immer zusammengebracht werden kann. Es gibt kaum autobiographische Bezugsmomente. Die Autoren suchen die Bezüglichkeiten im Umfeld, und das sind schrille, schräge Typen. Und sie sind alle — und das ist das Kuriose, das gilt für Hermann, das gilt für Franck, und das gilt für Georg Klein — sie sind alle mehr oder weniger in Berlin beheimatet, weil Berlin immer mehr der Ort geworden ist, wo man die Hinterhofidylle, die sich natürlich irgendwann einmal verändert hat, wieder sucht und findet und zugleich überhaupt keine Probleme hat, aus der Hinterhofidylle herauszukommen und genau mit dem krassen Gegenteil konfrontiert zu sein. Und es ist die Auseinandersetzung mit Texten, mit Denkweisen von Kollegen - das interessiert immer. Das findet man anderswo nicht. Früher, als man sich noch nicht so häufig treffen konnte, hat es einen Literaturmarkt gegeben, nämlich als Literaturzeitschrift. Da hat man gelesen, was andere schreiben, was andere bewegt, hat auch publiziert. Aber man mußte, um auf dem Laufenden zu sein, die Literaturzeitschriften kennen. Die Literaturzeitschriften haben wir ja kaum noch. In Berlin werden sie gar nicht gelesen. Litfass war die letzte, die hier auf dem Markt war. Der Markt hat sich verändert, oder die Informationsweise hat sich verändert. Wenn man an Elke Naters denkt, wenn man an viele, viele Texte denkt, die die Leute einfach ins Netz stellen, ob das nun Politycki ist, ob das nun Rainald Goetz ist oder eben Elke Naters, Autoren, die Leute teilnehmen lassen an dem, was sie momentan verfertigen (S.L: Solche Pools sind z.B.: www.ampool.de von Elke Naters und Sven Lager, www.unternull.de oder neu von Normann Ohler: www.sayheykey.de). Dieses miteinander Kommunizieren spielt sich einerseits im Netz ab, andererseits in den Treffpunkten. Und Treffpunkte sind nicht immer unbedingt Cafés oder Kneipen. Es sind Orte, zu denen auch das Literarische Colloquium gehört, das eine neue Exklusivität und eine neue interessante Ebene dazugewonnen hat, weil die Leute mit uns kommunizieren und wir sie weiterleiten. Das heißt, es gibt ständig sehr viel häufiger Schriftstellertreffen. Kleines Beispiel. Wir haben jetzt eins, das an uns herangetragen worden ist, wo man über "Real, Realismus, realistisch" spricht. (S.L: 12. Oktober 2000: der wieder belebte "Tunnel über der Spree"). Das heißt, wir teilen einfach mal das momentane Schreiben um den Realismus in Vierfach-Stufen ein: Realität der Medien bis hin zu Sprachwirklichkeiten, Realität als fingierte oder welche auch immer, und versuchen mal, mit ungefähr fünfunddreißig momentan wichtigen jungen Autoren zu ergründen, was denn momentan so interessant ist an der Realität und welche Realität, wie versteht man Realität und wie begegnet man ihr sprachlich. Und das sind Dinge, die sich dann in den Büchern niederschlagen.

S.L. Wie genau kann man das sehen? Welche Bücher sind z.B. in diesem Sinne ästhetisch interessant, vielleicht wichtiger als andere?

U.J.:Es gibt immer herausragende Bücher. Es wird immer Bücher geben, die bleiben, aber das vorherzusagen, vermag ich nicht zu sagen. Das traue ich mich nicht. Es gibt sicher Dinge, die auffällig sind. Wenn der Ingeborg-Bachmann Preis vergeben wird in diesem Jahr, sind es ja fast nur Berliner unter den Preisträgern. Und Berlin ist ja nicht groß eingeladen worden. Es sind aus der Schweiz, aus Österreich, aus ganz Deutschland Autoren eingeladen worden. Julia Franck gehörte zu den Preisträgern. Der erste Preisträger war Georg Klein, und der ist ein Berliner. Und so geht das ja weiter. David Wagner, auch ein Berliner. (S.L. Georg Klein: Ingeborg-Bachmann-Preis, Julia Franck: 3sat-Preis, David Wagner ein Stipendium). Das heißt, das was die Berliner momentan schreiben, das, was sie erfahren und was sie sehen, scheint allen anderen interessant und wichtig zu sein. Jetzt mal unabhängig von der ästhetischen Qualität, von der Literarizität der Texte, gehe ich jetzt mehr auf die Inhalte ein, auf das, was die jungen Leute interessiert. Und das ist in Berlin sehr viel schärfer auf fokussiert auf das, was mich tagtäglich umgibt. Hier in Berlin gibt es eine Großstadtrealität, die so zerfasert ist, daß ich mit ihr mit Schlagworten nicht klarkomme. Das heißt, ich muß mich fragend hin und her bewegen. Zwischen vielen, vielen Polen muß ich mich vergewissern, was meint für mich Großstadt. Diese Stadt ist in einem Umbruch, der gerade erst begonnen hat. Das hat natürlich damit zu tun, daß man einerseits Hauptstadt geworden ist und daß dieses Bewußtsein "Hauptstadt" - nicht unbedingt in den Köpfen der Leute -, aber die Umgebung, die einer Hauptstadt eben zukommt, eine Rolle spielt. Das sind einmal sehr viel mehr Veranstaltungen, die keinen nationalen sondern einen europäischen Zuschnitt haben. Das sind Dinge, die hier in die Stadt getragen werden, die man allgemeingesellschaftlich diskutiert, weil man hier an der Informationsquelle sitzt. Denn in Berlin und von Berlin aus werden diese Nachrichten dann weitergegeben. Man hat sie hier quasi, weil man am Ort ist, vermeintlich zuerst. Man setzt sich hier viel stärker mit den politischen, soziokulturellen Momenten auseinander, fühlt sich irgendwo betroffen. Das alles ist letztlich nachzulesen in den Texten. Wenn man z.B. einen Roman nimmt, der wirklich so etwas wie der große Wenderoman ist, der als Debüt erschienen ist: der Tintenpalast von Olaf Müller (S.L: Olaf Müller: Tintenpalast. Berlin Verlag 2000). Das ist ein großes, gelungenes Buch. Das ist ein schwieriges Buch. Es geht um Verrat. Es geht um Freundschaft. Es geht um all diese Dinge, die letztlich menschlich berühren, wenn man über das Hineingewachsen in die DDR in diese ethische Verdrillung hineingezogen wurde. Ganz gewisse Wertigkeiten nicht mehr zu bedenken, darum geht es. Es geht um Reisen, um Aufbruch und um Ausbruch. Und so ein Roman konnte eigentlich nur im zeitlichen Abstand von zehn Jahren geschrieben werden - von einem jungen Mann, der vierzig oder fünfundvierzig ist, der sich zehn Jahre lang Zeit genommen hat. Überhaupt werden ja die Wenderomane von Ostautoren geschrieben.

S.L.: Bei dem Stichwort Ostautoren würde ich gerne eine Beobachtung einschieben. Jetzt nicht so sehr zum Wenderoman, gerade im Gegenteil — vielleicht ist Olaf Müller ganz der Gegenpol — aber zu einer ganz witzigen Diskussion bei jungen Ostberlinern um das "Schreiben nach Judith Hermann". Ich denke da an die Lesebühnen wie die "Surfpoeten", die "Chaussee der Enthousiasten", an Orte wie das Café Burger, das Zosch, und so weiter. Zum Teil ist das natürlich Teil einer Spaßkultur im Literaturbetrieb, aber aus dieser Mündlichkeit kommt eben auch eine neue Authentizität und auch eine interessante Form von Stadttexten, die ganz alltäglich sind und dabei etwas schräg, überdreht. D.h. jemand wie Jochen Schmidt macht sich über Tim Staffel und die typisch westlichen Berlininszenierungen lustig, Staffels Terrordrom also mit den aufgesetzten Gewaltorgien nach Vorbildern aus Amerika oder den französischen Ghettos, und vor allem über Judith Hermann, die ja, wie du selbst ja sagst, nach amerikanischen Vorbildern schreibt, also den Osten literarisch und westlich usurpiert. (S.L. J. Schmidt: Triumphgemüse, Beck, 2000)

U.J.: Judith Hermann ist ganz klar an Vorbildern ausgerichtet, und das ist, wenn man so will, eine Form des konventionellen Schreibens. Das machen sehr viele Autoren. Es gibt aber auch viele, die das nicht tun, die diese Form nicht wählen können, weil die Stadt, die sie als ihre annehmen, nicht mehr konventionell ist. Das heißt, sie suchen nach anderen Formen, nach adäquaten Formen. Das ist schon fast wieder ein Generationskonflikt innerhalb einer Generation. Die Fünfunddreißig-, Vierzigjährigen, die auch noch jung sind, schreiben anders als die Fünfundzwanzigjährigen. Sie erleben teilweise auch andere Dinge, weil sie in der Konfrontation von Osten und Westen — und alles ist jetzt nicht mehr Osten-Westen, sondern alles ist im Grunde genommen Westen — erlebt man andere Dinge, als wenn man behütet im Westen aufgewachsen ist und den Osten touristisch wahrnimmt.

S.L. Also hätte so jemand wie Jochen Schmidt recht, den Westautoren, also auch einer Westberlinerin wie Judith Hermann, die sich im Prenzlauer Berg niederläßt, das vorzuwerfen: eine Art von Literaturtourismus?

U.J. Vorwürfe helfen da nicht. Ich meine, um sich abzugrenzen braucht es nicht den Vorwurf, sondern das andere Schreiben. Ich frage mich allerdings, ob diese Dinge nicht Tagesaktualität bedienen. Ich vermag nicht einzuschätzen, ob ein Tim Staffel in einigen Jahren noch gelesen wird. Mit Sicherheit ist das Buch Terrordrom eines, was bleiben wird, weil es einfach unabhängig von Berlin einen Zustand beschreibt, den wir kennen. Den wir vielleicht noch nicht richtig kennen, den wir aber kennenlernen werden. Das ist der Zustand, den wir letztlich über diese Big-Brother Sache bestätigt bekommen haben. Das Interesse an der Allgegenwärtigkeit der Medien und an Banalitäten, am ganz normalen Alltagsgeschehen, das Voyeuristische, das schlichtweg dem Nachbarn ins Zimmer und ich weiß nicht wohin gucken zu können - nichts anderes hat Staffel auch gemacht. Der hat ganz einfach gesagt: o.k., man kann in dieses Terrordrom, in diese Stadt hinein, und dort gibt es keine Gesetze, und ansonsten wird dies alles im Fernsehen übertragen. Das ist durchaus ein amerikanisches Moment. Wir erleben den Krieg bei MTV oder bei CNN, der uns den Golfkrieg in einer Art und Weise vor Augen gebracht hat, als sei es ein Film. Wenn aber Jochen Schmidt oder andere Autoren sich davon abgrenzen, zeigt das, wie lebendig Berlin als Stadt, als Metropole, auf Autoren wirkt. Und das ist in keiner anderen Stadt so. Das ist nur vergleichbar mit den großen anderen Städten wie Paris und New York. In keiner anderen Stadt sonst ist das so ablesbar. Der Zuzug von Autoren hört ja auch gar nicht auf. Diese Stadt ist wie in den zwanziger Jahren und wie dann auch Beginn der sechziger Jahre wieder eine Hochburg für Literaten. Das hat nichts damit zu tun, daß es hier einige Verlage gibt. Es gibt eigentlich immer weniger, weil viele wieder wegziehen. Das wiederum liegt an der Konzentration des Verlagswesens, das sich ausrichten muß nach ganz gewissen Verkaufsmarkierungen und sich von daher konzentriert. An dem Vorhandensein von Verlagen liegt es also nicht. Es liegt sicherlich eher daran, daß die Wohnmöglichkeiten nach wie vor billiger sind oder günstiger sind. Oder es liegt einfach daran, daß man hier eher Gleichgesinnte trifft, und auf Gleichgesinnte zu treffen hofft, daß die Toleranz und all das, was man als Individualität leben möchte, hier sehr viel besser zum Tragen kommt als in einer anderen Stadt, wo man doch angepaßter zu leben hat. Was das Umfeld angeht, das universitäre oder das intellektuelle Umfeld, alles, was als Ideenreservoir nötig ist, das hat auch keine andere Stadt. Das alles sind Anreize für Autoren, hierher zu kommen. Zumal, auch zu Zeiten der Mauer, der Ost-West Konflikt in keiner anderen Stadt so scharf auf die Schwierigkeiten fokussiert ist wie eben in Berlin.

S.L.: Um noch einmal auf die relative Unwichtigkeit von Verlagen an einem Ort wie Berlin zurückzukommen — da hat es natürlich auch Unkenrufe gegeben, als Hoffnungen auf eine Verlagsmetropole wie in den Zwanzigern, wie in Paris und anderen Metropolen wieder abbröckelten, bzw. einige Verlage nur noch als Dependenz der "Großen" fungierten, obwohl dies vielleicht nicht ganz so schlecht mit dem "Hauptstadtprogramm" wie beim Berlin-Verlag funktioniert. Ich stimme dem schon zu, was die veränderte Rolle von Verlagen am Ort angeht, die ja gerade in Berlin immer mehr von Literaturagenturen übernommen wird. Die Gegenstimmen zu der Hoffnung auf Berlin als neue Literaturmetropole richten sich aber offenbar noch immer an den Vorbildern Paris oder New York aus. Der Verleger Jobst Siedler ist zwar etwas altmodisch in seiner Klage, daß, wie er meint, ohne Weltbürger und gebildete Berliner Gesellschaft, im Sinne eben von Paris oder London, Berlin keine Weltstadt mehr werden wird. Aber das hört man auch von anderen, gerade wenn das Thema Verlage berührt wird.

U.J.: Ich weiß nicht welchen Metropolenberiff man als gültig betrachtet und von welcher Stadt er erst abgeleitet ist. Wenn Paris als Beispiel herangezogen würde, kann in vielfacher Weise nichts funktionieren, denn Frankreich ist ganz anders organisiert als Deutschland. Hier in Deutschland ist immer noch Kultur Ländersache. Insofern muß sich nicht alles auf die Hauptstadt konzentrieren. Das sich dies zufällig auf die Hauptstadt, die als Land Berlin ihre eigene Kulturförderung hat, konzentriert, liegt einfach schlichtweg an der Spannung, die für diese Stadt charakteristisch ist. Diese Stadt war nie auf einen Nenner zu bringen. Metropole ist sie natürlich, nicht weil Verlage da sind, sondern weil eine Verlagslandschaft existiert. Und eine Verlagslandschaft macht sich schließlich nur über Autoren und über Möglichkeiten aus, als Autor in Erscheinung zu treten. Und das meint literarische Institutionen und das meint Buchhandlungen und das meint Veranstaltungscafés und das meint...

S.L.: die subkulturellen Orte, die Kleinstverlage, die Art, wie manchmal unbekannte Autoren in größere Veranstaltungen eingebunden werden.

U.J.: Ja natürlich, sicher.

S.L.: Ab wann kann man den Haupstadtsog denn überhaupt zeitlich lokalisieren. Etwa Mitte der neunziger Jahre?

U.J.: Ungefähr Mitte der neunziger Jahre kann man da schon ansetzen. Das hat einfach daran gelegen, daß sehr, sehr lange Kreuzberg als das Künstlerviertel galt. Das ging dann ganz schnell kaputt, und jeder hat letztlich immer einem weiteren Künstlerviertel nachgetrauert. Mit dem Prenzlauer Berg ist, wenn man so will, eine neue künstlerische Idylle entstanden, aber auch das ist schon wieder eine Metapher. Der Prenzlauer Berg steht für Aufbruch, für Unkonventionelles, für Neues, für alles, was man mit Innovation verbindet. Und daß sich tatsächlich im Prenzlauer Berg eine ganze Menge abspielt, weil die Wohnmöglichkeiten dort vorhanden und billig sind und die Leute einfach da zusammen wohnen läßt in diesem Viertel, das ist die eine Sache. Berlin hat insofern wieder ein Zentrum für junge, neue, moderne und innovative Kunst bekommen. Die ist jetzt angesiedelt in einem Ort wie dem Prenzlauer Berg. Das ist ein sehr viel größerer Ort, als das früher Kreuzberg war, wo man im Grunde genommen nur vier, fünf Lokalitäten meinte. Und das ist ungleich mehr. Die durchschnittliche Verweildauer einer neuen Institution ist vielleicht nur ein halbes Jahr, und dann tritt die nächste an die Stelle. Das ist das Interessante daran. Dazu kommt, daß sehr viele Leute im Osten ursprünglich immer nach Berlin ziehen wollten, aber es gab ja eben eine Zuzugsbegrenzung. Ostberlin - da konnte nicht jeder wohnen, der wollte. Man mußte eine Genehmigung haben. Das heißt, der Wunsch all der im Umland und in der alten DDR wohnenden Autoren nach Berlin zu ziehen - der war immer schon vorhanden. In dem Maße, wie man gemerkt hat, daß hier die Chance wahrgenommen zu werden, viel größer ist, ließ das die Leute erst recht nach Berlin ziehen. Und sehr viele Westautoren sind auch nach Berlin gezogen. Das heißt, diese Stadt hat plötzlich, was die Literatur angeht, ein ungeheures Potential an neuen Autoren bekommen.

S.L.: Wie weit sind da noch Abgrenzungsversuche der Altprenzlauerberger in dieser neuen Autorenlandschaft festzustellen? Sind da noch Unterschiede von Ost- und Westherkunft in den Literaturtreffpunkten im Prenzlauer Berg zu merken?

U.J.: Nein, da ist kein Unterschied mehr. Die Prenzlberg-Szene, das sind alle die, die da wohnen. Die, die sich zugehörig fühlen und auch die, die da nicht wohnen, fühlen sich auch irgendwie der Szene zugehörig. Man kennt die Ausrichtung verschiedener Betreiber, wenn Papenfuß-Gorek etwas aufmachte (S.L. Bert Papenfuß-Gorek übernahm das Café Burger in Mitte). Man weiß um seine Vorlieben und bietet ihm das entsprechend an. Der Prenzlauer Berg, so wie er existierte, ist am besten immer von Adolf Endler beschrieben in all seinen Büchern. Das war die Prenzlauer Berg-Literatur, die sich ironisch geben mußte, die sich satirisch geben mußte, die sich ebenso experimentell gegeben hat. Es gibt nicht momentan die Prenzlauer Berg Literatur. Es gibt die Autoren, die in der Nähe oder in dem Bezirk Prenzlauer Berg wohnen. Ansonsten gibt es in Berlin, weil es international zugeht, sehr viele Autoren, die zugezogen sind, hier geblieben sind, die international schreiben. Das heißt nicht, daß sie unbedingt Berlin zum Thema haben....

S.L.: Das ist nun ein interessantes Thema, denn ausländische Berlinliteratur wäre ja auch ein wichtiges Merkmal dieses neuen Metropoleneffekts.. Die meisten aber schreiben, wie du sagst, nichts zu Berlin, sondern über ganz andere Sachen.?

U.J.: Das sind aber Dinge, die sich an Berlin geschärft haben. Das ist Carmen Francesca Banciu, die früher Rumänin war, rumänisch geschrieben hat und die letzten beiden Bücher auf Deutsch geschrieben hat. Das ist Herta Müller, die Rumänin war, aber die aus Rumänien kommend immer totalitäre Regime, totalitäres Verhalten, Deformation der Menschen in solchen Systemen zum Thema genommen hat und dies natürlich, hier in Berlin, an sehr vielen Beispielen orientiert, auch festmachen kann. Ausländische Literatur in Berlin findet einfach statt, indem sie über Lesungen wahrgenommen wird. Die Lesungen sind phantastisch besucht, und ich kann mich nicht erinnern, daß bis '95 so sehr viele, beispielsweise Amerikaner, gehört wurden, die man ja wieder neu entdeckt hat, ob das Bret Easten Ellis oder ob das Paul Auster ist. Das sind ja alles Autoren, die Großstadt beschreiben, was die New Yorker Großstadt an Ängsten, an Schwierigkeiten, an Freaks offeriert. Das wird hier verstanden, weil dies möglicherweise, von Amerika kommend, so visionär den Leuten gar nicht erscheint, die hier in Berlin ähnliches erleben. Zu Autoren, die fast Kultstatus haben, gehört auch Pelevin aus Moskau, der mit Buddhas kleiner Finger und jetzt mit Generation P ja Bücher geschrieben hat, die mit dem Gefühl, im Westen zu sein und endlich dies schreiben zu können, und zugleich mit den Gefahren, die letztlich ein Verfügbarmachen aller Informationen bedeutet, schon wieder fast visionär umgehen. Und die schon fast ein Orwellsches Moment mit hineinbringen, obwohl sie ihre Jetztzeit oder ihre E-Mail Identität beschreiben. Das sind alles Dinge, die hier international wahrgenommen werden. Das Problem der türkischen oder französischen und anderer Minderheiten, die sich hier bis zum Fall der Mauer intern getroffen haben, gibt es hier gar nicht mehr. Diese Zirkel gibt es nicht. mehr. Stattdessen ist alles ein Miteinander und ein durchwachsenes Miteinander geworden.

S.L.: Was ist denn der Unterschied von Autoren, wie sie z.B. schon früher nach Westberlin kamen, über das DAAD-Stipendien-Programm oder auch als Stipendiaten des LCB, die ja manchmal, nach solchen Aufenthalten, ihre üblichen Berlinbeschreibungen hinterlasssen haben, und Berlinromanen von ausländischen Autoren der neueren Zeit? Ich kann da vor allem nur an Cees Nooteboom und den Roman Allerseelen denken, der ja nun wirklich einen Berlinroman der besonderen Art geschrieben hat mit seiner Vorstellung von der Geschichtsstadt Berlin, gewiss ein sehr poetischer Roman mit hochsymbolischen Bildern einer Totenstadt und den Gespenstern der Vergangenheit.

U.J.: Ich kenne keine ausländische Literatur über Berlin. Ich kenne nur Literatur von Nooteboom. Das ist etwas, was interessant ist, wenn man aus dem Blickwinkel eines, wenn man so will, Weltbürgers auf die kleine Provinzialität hingewiesen wird, die man eigentlich verleugnet, indem man sie verschweigt, allerdings tagtäglich erlebt. Aber große Impulse geben die ausländischen Autoren eher nicht mit dem Blick auf Berlin.

S.L.: Also auch kein neues Charlottengrad? Gar keine neue Inspiration für Berlin von russischen Immigranten?

U.J.: Die russische Literatur ist die Literatur, die zuallererst hier in Berlin wahrgenommen wird. Das mag daran liegen, daß Volk und Welt ein Berliner Verlag war, der auch immer russische Autoren hatte, und nun auch Rowohlt Berlin. Aber das ist unwichtig. Diese Sachen werden deshalb ja in München nicht weniger gelesen. Es liegt daran, daß sehr viele Russen nach Berlin kommen, weil sie schlichtweg wie in keiner anderen Stadt so schnell und einfach - das ist nicht negativ oder positiv - ein Stipendium bekommen können. Das heißt, Berlin hat es schlichtweg in seinen Kulturetat mit hineingenommen, Autoren aus Mittel- und Osteuropa, und das ist auch Rußland, aber auch zuallererst Rußland, mit Berlin zu konfrontieren, um sie von hier ausgehend den Westen kennenlernen zu lassen. Das heißt, die Einladungen an russische Autoren werden zuallererst immer von Berlin ausgesprochen und werden auch wahrgenommen.

S.L.: Aber es gibt nicht unbedingt aufregende Metropolentexte wie von Vladimir Nabokov und Andrej Belyj, die sich mit der Berliner Realität der 20er Jahre auseinandersetzten. Ich muss sagen, daß in der neuen Berlinliteratur diese Fremderfahrung ein nicht unwichtiger Beitrag sein könnte. Bei Wladimir Kaminer in dem Band Russendisko fand ich eine recht originelle Betrachtung von Berlin und eben auch der russischen Immigrantenszene. Wohl eher eine Ausnahme?

U.J.: Es gibt russische Autoren in Berlin wie Kaminer, aber es ist kein Trend, den man groß beobachtet. Es gibt höchstens den Trend, daß die russische Literatur über Veranstaltungen hier besser wahrgenommen wird. Und daß die russischen Autoren, wenn sie überhaupt nach Deutschland kommen wollen, dann nach Berlin kommen. Das hat damit zu tun, daß sie diese Stadt wahrnehmen als ein Schaufenster letztlich für Europa und nicht mehr nur für Deutschland. Diese Stadt hat eine internationale Dimension bekommen, nicht so sehr über den Potsdamer Platz und über die Architektur, als viel mehr über die Möglichkeiten, hier wahrgenommen zu werden. Dazu kommt noch, wenn man aus Russland kommt, das meist auch immer Moskau bedeutet oder auch St. Petersburg. Vor allem Moskau ist die Stadt, die man mit Szene, mit Lebendigkeit, mit Austausch zusammengebracht hat. Weil es sozusagen eine fast schon naturgegebene Beziehung zwischen Moskau und Berlin gibt, gibt es Erwartungen an Berlin. Es leben in Berlin sehr, sehr viele Russen. Mit ihren Treffpunkten und Zusammenkünften gibt es, wenn man so will, fast eine russische Gemeinde.

S.L.: Diese internationalen Momente, die du so für die Lesungen und Literaturveranstaltungen betonst, scheinen mir überhaupt auch ein Zeichen der neuen Zeit des Literaturbetriebs nach der Wende zu sein, ähnlich ja übrigens im Literaturhaus in der Fasanenstraße und der LiteraturWERKstatt in Pankow. Was würdest du als die einschneidensten Veränderungen in der Programmgestaltung am LCB ansehen?

U.J.:Wichtig ist hier geworden, Ansprüche zu formulieren, also den Anspruch, den die Hauptstadt an sich stellt, ob es das Land Berlin ist oder ob es der Bundestag und der Kulturausschuß ist. Dem muß man versuchen gerecht zu werden, indem man deutlich macht, daß es eine nationale und internationale Literatur gibt, die es vorzustellen gilt, was vorher eher noch ein bißchen auf Berlin eingegrenzt war. Das heißt, die Mittel, die es zur Förderung von Autoren gab, waren eigentlich zuallererst gedacht für Berliner Autoren. Das hat sich verändert. In dem Maße, wie sich dies verändert hat, hat sich ein neues Publikum gewinnen lassen, das eben neugierig geworden ist auf die Verknüpfungen von Momenten. Man führt ja nicht nur einen Autor vor, indem man ihn aus einem Buch lesen läßt. Bei der Gelegenheit des gelesenen Textes spricht man über vergleichende Problemstellungen. Und dieses Publikum ist gefunden worden, weil es sich nicht nur für Berlin interessiert, sondern für deutsche Literatur im allgemeinen. Wenn man von deutscher Literatur spricht, ist es eher die deutschsprachige überhaupt. Das heißt, die Grenzen nach Schweiz und Österreich haben sich dadurch verwischt, daß man hier gelernt hat, ein bißchen nationaler und internationaler zu denken.

S.L.:.War das nicht schon früher so, daß man gewohnt war, die Schweizer und die Österreichische Literatur als deutschsprachige Literatur mitzurezipieren, in der Literaturkritik wie bei den Lesern?

U.J.: Ja und nein. Im Bereich der Literatur hat man sich nie so schwer getan. Da hat man diese Grenzen innerhalb der deutschsprachigen Literatur nicht so gesehen. Aber jetzt ist dies noch mehr und verstärkt in den Mittelpunkt gerückt. Wahrzunehmen etwa, daß in der Schweiz etwa sehr, sehr viele Autoren existieren, das ist in dem Maße früher so nicht gewesen. Man hat früher als Schweizer Literaten nur die Großkopferten genannt und bei jüngeren Autoren bestenfalls an Reto Hänny, der so jung auch nicht mehr ist und auch vor zehn Jahren so jung nicht mehr war, gedacht. Wenn man heute über Peter Weber, Ruth Schweikert und Perikles Monioudis spricht, dann sind das alles Leute, die ganz klar mit dazugehören, und die hat man erst entdeckt...

S.L.:.Und sie leben auch oft in Berlin.

U.J.: Ja, meistens leben die auch in Berlin, das ist ja das Witzige. Die Schweizer Autoren zieht es augenscheinlich ganz intensiv nach Berlin.