Glossen 22
 

"'Gutes Amerika, böse USA': Überlegungen zum Amerikabild in der deutschen Literatur um die Jahrtausendwende"
Christine Cosentino

1. Das Amerikabild im neuen Wandel?

"Gutes Amerika, böse USA"[1] ist der Titel eines Interviews, in dem der junge Schriftsteller Jakob Hein ausführt, daß sich sein Amerikabild nach der Zäsur des 11. 9. 2001 nicht radikal gewandelt habe. Hein, der Autor eines Reisebuches über die USA, Formen menschlichen Zusammenlebens (veröffentlicht 2003), betont "extrem positive Erinnerungen"[2] in seinem Amerika-Erlebnis. Als er in einem anderen Interview zu einer politischen Äußerung über den drohenden Irak-Krieg aufgefordert wurde, zog er eine klare Linie: "Ich bin kein Politiker, ich bin Schriftsteller. Ich versuche etwas über Menschen zu erzählen, was dann immer mit den Umständen zu tun hat, in denen diese Menschen leben."[3] Und dazu gehört wohl nicht zuletzt ein Bemühen dafür, Erklärungsansätze zu finden für die enorme Verunsicherung der US-Bürger nach dem Terroranschlag auf das World Trade Center am 11. September 2001, für die Überreaktionen der Supermacht, den fahnenschwingenden Hurrapatriotismus, die Unangemessenheit militärischer Unternehmen. Auf erschüttertes Selbstvertrauen, das das Land "humaner" mache, aber auch auf Arroganz der Macht und moralische Selbstüberschätzung war Max Frisch bereits in den sechziger Jahren in seinem Tagebuch 1966-1971 eingegangen. Er sah diese Reaktionen als Folge eines anderen Krieges, des Vietnam-Krieges und der sich im Kielwasser dieses Krieges häufenden sozialen Probleme, ein Konfliktbündel, das er auf die Formel "Amerika hat Angst vor Amerika"[4] brachte. Nach der Jahrtausendwende kann man von einer neuen Version gestörten amerikanischen Selbstverständnisses sprechen: Amerika hat Angst vor den "Barbaren", Angst davor - so die Polemik Volker Brauns - "daß der Barbar, der Mann von draußen denken kann."[5]

Autoren wie Günter Grass beziehen im Vergleich zu dem Statement von Jakob Hein extremere Positionen, definieren ihr Amerikabild als "Amerikakritik" und diese wiederum als "Freundschaftsdienst."[6] Das ist im Einklang mit Grass' dichterischem Selbstverständnis, das Literatur als politische Stellungnahme begreift, oder, wie er in dem am 29. Dezember 2002 geführten Interview, betitelt "Bush bedroht den Weltfrieden", ausführt: "Dieses Engagement, [...], diesen Aktivismus, habe ich stets praktiziert. Ich werde das auch in Zukunft so halten. Gewissermaßen fördere oder unterstütze ich nicht die Ichbezogenheit jener Autoren, die sich bewußt von ihrem sozialen Umfeld distanzieren."[7] In einer "Erklärung" äußern sich andere Autoren - u.a. Volker Braun, Ingo Schulze, Martin Walser - sehr ähnlich. Sie weisen den Vorwurf des Antiamerikanismus zurück, "weil Kritik am politischen Verhalten des Partners keine Verletzung der Beziehungen, sondern die Voraussetzung für eine fundierte Beziehung ist."[8] Differenzierter faßt es Peter Schneider, der ständig zwischen den beiden Kontinenten pendelt und daher detaillierte Amerikakenntnisse hat. Aus seiner generell proamerikanischen Haltung kein Hehl machend - "Ich habe großes Vertrauen in die amerikanische Demokratie." -, unterscheidet er zwischen einem "primitiven" und einem "intelligenten Anti-Amerikanismus", wobei letzterer gegen das "egoistische, rückständige, puritanisch verlogene Amerika"[9] der Bush-Regierung gerichtet sei, von dem sich die Hälfte der Amerikaner in der zutiefst gespaltenen US-Gesellschaft klar distanziere. Ingo Schulze, nachdem er die weltweite Gefährdung der Demokratie unter "Bush und Co." herausgestellt hatte - "das [sei] neu" - wendet ebenfalls den Blick auf die liberalen Kräfte des anderen Amerika, denn "nicht neu ist, daß man die USA ja gerade für ihre Gegenkräfte liebt."[10]

Das sind Stimmen von Dichtern aus verschiedenen Generationen, denen sich entnehmen läßt, daß das Amerikabild der Deutschen schwankt. Das ist nichts Neues. Erst kürzlich hat der Historiker Dan Diner einen scharf polemischen, um die Folgen des 11. September aktualisierten Essay, betitelt "America in the Eyes of the Germans", veröffentlicht, der einen traditionsverhafteten, in der Romantik verwurzelten deutschen Antiamerikanismus in mißverstandener, auf Amerika ausgerichteter Modernisierung sieht, in einseitigem Materialismus und in Kulturlosigkeit. Diner bemerkt in seiner Einführung: "Although German attitudes toward the United States come in many varieties, a slight but perceptible negative basic attitude can be identified, which at times gains the upper hand in Germany, especially in periods of crisis and upheaval."[11] Und um eine Krise - um Diners Gedanken aufzunehmen - handelt es sich Anfang der Jahrtausendwende durchaus. Das Etikett einer antiamerikanischen, philoamerikanischen oder kritischen Einstellung in der deutschen Literatur von einst und jetzt trifft auf einen Großteil der Autoren in der Tat zu, läßt sich aber ebenso gut mit Gegenbeispielen widerlegen oder neutralisieren. Die Distanzierung vieler Intellektueller im Kielwasser des Irak-Krieg-Vorfelds ist nicht zuletzt auch eine Gewissensfrage, nicht nur für deutsche, sondern auch für amerikanische Autoren und Künstler. Schärfer denn je zeigen sich nach der Jahrtausendwende Facetten, die - je nach weltanschaulicher Couleur der Autoren - kaleidoskopartig die Konstellation "Gutes Amerika, böse USA" umspielen[12].

In Europa generell läßt sich seit dem transatlantischen Konflikt ein widersprüchliches Selbstverständnis erkennen, das sich verschärft gegen die USA definiert. US-Verteidigungsminister Rumsfelds abkanzelndes Reizwort vom abtrünnigen "old Europe", das den Kontinent in abweichende Alt-Europäer und zustimmende Neu-Europäer spaltete, löste Furore nicht nur unter Politikern aus; Linke und Rechte wandten sich vereint gegen den Plan eines Irak-Krieges, sie verfaßten Antikriegspetitionen und nahmen an Massendemonstrationen teil. In Deutschland sahen die Kulturschaffenden in einer Art "Familienzusammenführung"[13] den europäischen Friedenswillen als Ausdruck eines historischen Verantwortungsbewußtseins, als einen Beweis dafür, daß man aus selbstverschuldeten Kriegen gelernt habe. Differenziertere Sichtweisen jedoch lassen einen kaum überschaubaren Wirrwarr von Ressentiments der Bush-Regierung gegenüber erkennen, der als politischer Antiamerikanismus gedeutetet werden kann, vielleicht sogar als "primitiver" Antiamerikanismus; weiterhin zeichnen sich Europatriotismus wie auch Eurochauvinismus und fragwürdige Vorstöße zum Konzept eines "Kerneuropa" ab und letztlich immer wieder Verwirrung darüber, wie man zukünftig mit der Supermacht und dem sie umgebenden Symbol- und Assoziationsraum umzugehen habe.

Reflexionen über die Bush-Regierung, den Terrorismus, den Anschlag auf das World Trade Center, den Krieg in Afghanistan, den Irak-Krieg gab es weltweit in den journalistischen Medien und der polemischen Essayistik. Aber reflektieren die drei Genres der Literatur um die Jahrtausendwende bereits schroffe Widersprüche bzw. einen substantiellen Anstieg von Antiamerikanismus, der über das traditionell zwiespältige Verhältnis der Deutschen zur Supermacht hinausgeht? Literatur braucht Zeit, den Abstand im kreativen Prozeß, Zeit für die psychische Verarbeitung der bizarr und irreal wirkenden Ereignisse des Anschlags auf das World Trade Center und den Horror des Irak-Krieges. Speist sich Unvorstellbares und Sprachlosigkeit bereits in die Ästhetik der Künstler ein? Ist das Amerikabild seit Beginn des neuen Jahrtausends generell nicht mehr zu trennen von einem Gefühl existentiellen Ausgeliefertseins, von einem Bruch mit allem Vertrauten und Gewesenen, letztlich auch mit dem ungeliebten Freund auf dem anderen Kontinent? "The writer wants to understand what this day has done to us. Is it too soon?" [14] (meine Kursivierung) fragt der amerikanische Schriftsteller Don DeLillo direkt nach dem Anschlag auf das World Trade Center in seiner berühmten essayistisch-lyrischen Reportage "In the Ruins of the Future". Ist es zu früh, die von diesem Schockerlebnis ausgelöste Ereigniskette schöpferisch zu verarbeiten? Nur in Ansätzen wird sich das wegen des Zeitfaktors sagen lassen. Jedoch auch voneinander isolierte Einzelstudien präsentieren einen - wenn auch zwangsläufig lückenhaften - Überblick zu einem zentralen Weltproblem, denn Literatur ist seismographisch, und einschneidende Antagonismen entwicken sich nicht über Nacht. Literatur ist hellhörig, oder - wie Ulrich Baer, der Herausgeber der Anthologie 110 Stories. New York writes after September 11, es faßt - "Literature is [...] the unconscious history-writing of the world: as a form of expression that uncannily registers subtle shifts in experience and changes in reality before they can be consciously grasped or have fully taken place."[15]

Die Werke, die in dieser Analyse streifend betrachtet werden, wurden um die Jahrtausendwende veröffentlicht, d.h. im Vorfeld der strapazierten politischen Beziehungen, oder im Umfeld der Terrorismusanschläge in den USA bzw. in anderen Teilen der Welt, oder direkt während des Irak-Krieges. Da sich gewöhnlich der Herstellungsprozeß eines Buches über ein oder zwei Jahre streckt, hätte ein Autor Gelegenheit gehabt, Änderungen in einem Manuskript anzubringen, sein Werk mit Fußnoten oder einem Nachwort zu versehen. Nimmt ein Autor keine relativierenden Korrekturen vor, so sagt das vermutlich auch etwas über seine Einstellung zu Amerika aus, die eine differenzierte sein mag und sich momentanen Pauschalurteilen verweigert. Die Literatur weist aber auch erste künstlerische Verarbeitungen der Bush-Politik auf, Verarbeitungen "des selbst-zentrierten Kurs[es] einer abgebrühten Supermachtpolitik [...] der Pax Amerikana,"[16] wie Jürgen Habermas die augenblickliche US-Politik charakterisiert, eine Politik hegemonialer Rechteanmaßung, so meldet sich auch Theo Sommer, "to deduce from the primacy of American military power a natural right to call the shots - by fiat, rather than by catalyctic leadership, persuasion, or patient coalition building."[17]

Festzuhalten ist, daß einige Autoren sich in der Presse, in Interviews, Manifestos oder Protestbriefen zwar deutlich zum Transatlantikkonflikt oder Irak-Krieg geäußert haben, daß ihre Werke selbst aber ihre politische Haltung nicht unbedingt spiegeln. Generell lassen sich in den um die Jahrtausendwende bis zum Jahr 2004 veröffentlichten Werken locker drei Tendenzen in der in irgendeiner Form mit Amerika beschäftigten Literatur erkennen: erstens, die Reise in die USA als Topos für die Suche nach Identität, die den politischen Hintergrund weitgehend ausspart; zweitens, das Erlebnis des Terrorattentats am 11. September; dann, drittens, der betont kritische Blick auf die Supermacht im aktuellen künstlerischen Gewand oder im antiken Gewand des römischen Imperiums. Ein kurzer Blick sei auf die Autoren Ingo Schulze, Bernhard Schlink, Judith Hermann, Jakob Hein, Bernd Wagner, Ulrich Pelzer, Kathrin Röggla und Volker Braun geworfen. Die Auswahl ist willkürlich, denn auch andere Autoren wie Peter Schneider, Steffen Mensching, Kerstin Hensel, Alexander Osang, Antje Ravic Strubel oder Richard Wagner haben über diese Themen explizit/implizit geschrieben. Gemeinsam innerhalb dieser drei Tendenzen ist den genannten Autoren bei ihrem Amerikaerlebnis ein Hochgefühl, dann wieder ein Gefühl des Schreckens und der Abwehr.

2. Zuneigung - Abneigung: Literarisierungen der Identitätsbereicherung

Seit den frühen Tagen der Einwanderer wirkten die Stadt New York und die Weite des Kontinents überwältigend, suggerierten einen Bereich unbegrenzter Möglichkeiten, ein Paradies der Freiheit, von dem sich jedoch längst herausgestellt hat, daß "die Freiheit" - so Jack Zipes "Handschellen trägt im Land der Freiheit"[18] oder tragen kann. Ein weiter Assoziationsspielraum von Dynamik - "Das Weltbild korrigieren [...] durch "Change the game!"[19] - öffnet sich einerseits: Abenteuerspielplatz, Ausbruch, das Recht des Individuums auf persönliche Freiheit, der Pragmatismus der Amerikaner, das Polysoziale in Manhattan. Andererseits aber sind die Schattenseiten der amerikanischen Existenz unübersehbar und nicht nur von Seiten der politischen Linken: die extreme Fremdheit des Einzelnen in der Menge, Verlorenheit, extreme soziale Gegensätze, Nivellierung, Glamour und Abgrund - kurz, die USA als Hort oder Hochburg des industriellen Imperialismus. Im Bewußtsein einer solchen Ballung von widersprüchlichen Erlebnissen gewinnt der Autor oder seine Kunstfigur auf amerikanischem Boden eine elementare Selbsterfahrung: ein reflexives Innewerden der eigenen Befindlichkeit, in der das Gegenwärtige grell ausgeleuchtet wird, um für die eigene Zukunft - auch das eigene politische Denken - neue Akzente zu setzen. In allen drei Strömungen der von den USA handelnden oder auf sie anspielenden Literatur läßt sich dieser Gestus beobachten.

Identitätsbereicherung auf amerikanischem Boden war für den Autor Ingo Schulze Ende der neunziger Jahre ein tiefgehendes Bildungserlebnis, das der eigenen dichterischen Profilierung diente. In der Stadt New York setzte er für sein zukünftiges Schaffen neue Akzente. Er fand nach intensivem Studium der amerikanischen short-story in seiner 2002 veröffentlichten kleinen Erzählung "Mr. Neitherkorn und das Schicksal" [20], die von einem suchenden jungen deutschen Autor und seinem ihn unaufdringlich leitenden Mentor handelt, einen in Eigenes umgewandelten Erzählton. Schulze resümiert: "Den Stil der short-story eines Anderson, Hemingway und Carver auf die ostdeutsche Provinz nach '89 [anwendend], ließ sich etwas mitteilen. Zufällig war ich auf eine richtige Frequenz gestoßen."[21] Das Resultat war sein Bestseller Simple Storys [22] aus der Zeit nach der Wende, Geschichten, in denen er - abweichend von Carverscher präziser Klarheit des Ungesagten - das präzis Unklare im Leben der orientierungslosen neuen Bundesbürger aus der Kleinstadt Altenburg gestaltet. Das 17. Kapitel der Storys, in dem ein junges Paar für einige Tage eine Bleibe in einer Wohnung in Manhattan findet, reflektiert diese Bewußtseinshaltung. Die beiden erleben die Megastadt als etwas Befremdliches und Bedrohliches, das ihnen ihre eigene Verlorenheit im vereinigten kapitalistischen Deutschland überhöht bewußt macht. Amerika dient im künstlerischen Kontext der Handlung als soziale Kulisse von Verunsicherung. Das konkrete Amerika jedoch wirkte auf den aus der ostdeutschen Provinz stammenden Autor Schulze isolationsdurchbrechend und bereichernd, denn es prägte seinen zukünftigen dichterischen Ausdruck: Stil, der aus dem amerikanischen Stoff kommt, ohne daß der deutsche Stil zu Plagiat gerinnt.

Um Erkenntnisprozesse auf amerikanischem Boden geht es auch in der Prosa der Berliner Autorin Judith Hermann, die in den neunziger Jahren erfolgreich debütierte. Ihre Thematik ist Melancholie, "die unbestimmte Suche nach etwas, das [die Protagonisten] selbst nicht genau benennen können, das sich im Text jedoch auf indirekte Weise mitteilt: Sehnsucht nach einem anderen Leben, nach der wahren Liebe, nach einem sicheren Wissen um die eigene Identität."[23] New York bzw. die USA werden in zwei von ihren Kurzgeschichten, "Hunter - Tompson - Musik" aus ihrem Debütroman Sommerhaus, später [24] (1998) und "Nichts als Gespenster"[25] (2003) aus der gleichnamigen Anthologie von Reisegeschichten zum Schauplatz mißlungener/gelungener Suche nach Identität. Dem Buch Sommerhaus, später ist ein vielsagendes Motto aus einem Song des melancholischen US-Musikers Tom Waits vorangestellt: "The doctor says, I'll be alright but I am feeling blue"; in den dann folgenden Reisegeschichten fungiert ein Text der Beach Boys als Motto: "Wouldn't be nice/ if we could live here/ make this the kind of place, where we belong." Hermann verbrachte einen Teil ihrer journalistischen Ausbildung in New York, wo sie sich ein halbes Jahr aufhielt und wo sie anfing, "erzählerisch zu schreiben und [s]ich von journalistischen Vorgaben zu lösen."[26] Wie bei Ingo Schulze wirkte diese Erfahrung prägend, trug zu ihrer dichterischen Identitätsbereicherung bei, denn unverkennbar nimmt man auch in ihren Texten den Sound der amerikanischen Short Story wahr: die sparsame, lakonische Sprache, Leerstellen, das Durchscheinen des Ungesagten im Geschilderten, den scheinbar engen Blick, den unberechenbaren Stellenwert des Glücks.

Geht es in der früheren Geschichte von "Hunter - Jones - Musik" in einer Art Schwellensituation um die verpaßte Gelegenheit und unerfüllte Hoffnung, so präsentiert die Geschichte "Nichts als Gespenster" von 2003 eine Kontrastfolie: ein deutsches Paar macht eine Reise durch die USA, demonstriert in aufs Äußerste reduzierter Kommunikation den Gedanken der Beziehungslosigkeit und Isolation. In dem Städtchen Austin im Staat Nevada, wird ein einfacher Durchschnittsbürger wider Erwarten zur zentralen Erinnerung an Amerika, zum Auslöser einer Veränderung. Die kleine Geste dieser unspektakulären Figur namens Buddy hat es in sich. Als er in einer durchzechten Nacht dem kommunikationsgestörten Paar begeistert von der Freude seines Kindes über simple Turnschuhe berichtet, geschieht das Unerwartete: die beiden - man hätte eine Trennung am Ende der Geschichte erwartet - trennen sich nicht, sie haben ein gemeinsames Kind. Hermann, unbeeindruckt von politischen Gruppenzwängen des Jahres 2003 und der Furore um den Irak-Krieg, findet für ihre generelle Thematik der Isolation auf amerikanischem Boden den entsprechenden geographischen locus, der durchaus austauschbar ist. Amerika - der Motto-Song der Beach Boys suggeriert es - symbolisiert Wunschdenken, den Traum nach einem anderen Leben. Die Heldin Ellen bilanziert am Schluß: "Sie würde dem Kind gern sagen, [...] 'Du bist da, weil Buddy in Austin, Nevada, zu uns gesagt hat, wir wüßten nicht wie es ist, für ein Kind Turnschuhe zu kaufen, ein Paar perfekter, winziger Turnschuhe in einem vollkommenen kleinen Schuhkarton' - er hatte recht" (233).

Auf den völlig unterschiedlichen Tonlagen von tiefem Ernst und amüsierter Komik verarbeiten die generationsgetrennten Autoren Jakob Hein (Jahrgang 1971) und Bernhard Schlink (1944) zwischenmenschliche Begegnungen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Hein, eine Art "Kult-Autor" der jüngeren Generation, richtet den Blick in seinem Amerika-Roman Formen menschlichen Zusammenlebens[27] (2003) zumeist auf abseitige Szenen und skurrile Episoden im scheinbar völlig normalen "American way of life", den er mit salopper Nonchalance und unverkrampfter Genüßlichkeit seziert. Die Entfaltung der Lebensmöglichkeiten des Individuums im Schmelztiegel New York, aber auch die Überlebensstrategien der Unterprivilegierten an der sozialen Peripherie faszinieren und beängstigen den in der DDR Geborenen. Dem Buch, das ein paar Tage vor dem 11. September 2001 fertiggestellt wurde, fügte er kein Nachwort hinzu, obwohl er es erwogen hatte. So wurde es ein Dokument identitätsbereichernder Erlebnisse in einem Land, das noch nicht von Unsicherheit und Hysterie regiert wurde. Befragt im Jahre 2003, ob sich sein Amerika-Bild nach der Zäsur des 11. 9. 2001 radikal gewandelt habe, meinte er: "Heute wird oft recht undifferenziert über Amerika nachgedacht. Es gibt ein antiamerikanisches Sentiment. Es gibt aber auch Kritik an der amerikanischen Regierung, die dann als Anti-Amerikanismus verunglimpft wird. Da finde ich es wichtig, die Frage zu stellen, wie unser Verhältnis zu Amerika eigentlich war. Das kann ich nur für mich beantworten."[28] Sollte sein Buch die Antwort sein, so setzt er - politische Disharmonien ignorierend - auf Versöhnlichkeit und humorvolle Akzeptanz unterschiedlicher amerikanischer und deutscher "Formen menschlichen Zusammenlebens", d.h. Zugehörigkeit. Das wäre - so der Philosoph Odo Marquard - im Sinne eines "Lachens als kleine[r] Theodizee": "Dem Lachen gelingt es, die Identität des Ausgegrenzten mit dem Ausgrenzenden wiederherzustellen; im Lachen zeigt sich, so könnte man es sagen, die Zugehörigkeit des Ausgeschlossenen."[29]

Auch in der kurzen Erzählung "Die Beschneidung"[30] ( 2000) von Bernhard Schlink vollzieht sich inmitten der Stadt New York ein identitätsbereichernder Erkenntnisprozeß, der sich allerdings ohne Lachen vollzieht, weil trennende Grenzen unaufhebbar sind. Die Liebesbeziehung zwischen einem jungen Deutschen und einer amerikanischen Jüdin scheitert, obwohl beide die beste Absicht haben, nicht über die Fallstricke einer zutiefst belasteten Vergangenheit zu stolpern. Normalität - so müssen sie erkennen - ist letztlich nicht oder noch nicht möglich. Als sich der Deutsche seiner Freundin zuliebe dem ihm kulturell und religiös völlig fremden Ritual der Beschneidung aussetzt, verkennt er den "American way of life", den die "Schmelztiegel"-Situation der Stadt symbolisiert: Annäherung im Zeichen der Akzeptanz und der Gleichheit, weil es darum gehen sollte, Multikulturelles auszuhalten, anstatt es selbstverleugnend aufzulösen. Schlink, der hauptberuflich Jurist, Professor und Richter des Verfassungsgerichtshofs von Nordrhein-Westfalen ist, gelang mit seinem Werk Der Vorleser (1995) der Sprung auf die amerikanische Bestseller-Liste. Aus seiner Bewunderung für den kühlen, zeitdiagnostischen Realismus amerikanischer Literatur kein Hehl machend und durchaus nicht im Sinne von Selbstverleugnung, bekannte er sich erst vor kurzem - Politisches aussparend - in einem Die Welt - Interview zu den ihm von Tilman Krause attestierten "vielen Affinitäten zum amerikanischen Kulturbegriff und dem amerikanischen way of life."[31]

Im Kontrast zu Jakob Hein hält es der ebenfalls in der DDR sozialisierte Schriftsteller Bernd Wagner (Jahrgang 1948) für angebracht, in seinem Buch Wie ich nach Chihuahua kam. Eine amerikanische Reise [32] (2003) zwei Fußnoten anzubringen, die sich auf Textpassagen beziehen, die vor den Terroranschlägen in Manhattan und Bali fertiggestellt wurden. Überwältigt von der Stadt New York, sinniert er vor dem 11. September 2001 darüber, was diese Stadt von anderen Weltstädten unterscheidet: "Es [New York] wurde nie erobert und geplündert wie Rom, niedergebrannt wie Moskau, bombardiert wie Berlin und London. Vielleicht deshalb einerseits die Gewißheit, in Gottes eigenem Land zu leben, und andererseits die Furcht, er könnte eines Tages die Ausnahmeregel aufheben und die Raketen der Russen oder Außerirdischen hier einschlagen lassen." (47) Die erklärende Fußnote aus dem Jahre 2003 bezieht sich auf die Verletzlichkeit des Landes, suggeriert Verständnis für amerikanische Überreaktionen: "Wohl aber ist New York und vielleicht ganz Amerika mehr ein Teil dieser Welt geworden, indem es ihr Schicksal geteilt hat." (47)

Wagner reiste auf Einladung einer Universität nach Amerika und benützte diese Gelegenheit, weite Strecken des amerikanischen Kontinents und dessen soziale und kulturelle Vielfalt zu erkunden. Er tut es sachlich, offen dem Neuen gegenüber und mit unbestechlichem Blick. Sein Autorenkollege Christoph Buch rühmt diese Aufgeschlossenheit, die "ebenso frei von ostdeutschem Selbstmitleid ist wie von westdeutscher Selbstgerechtigkeit gegenüber dem Weltpolizisten USA, der das alte Europa mit waffenstarrender Arroganz das Fürchten lehrt."[33] Der Autor, der sich an realsozialistischen Denkmustern wundgerieben hatte, registriert in der amerikanischen Gesellschaft immer wieder neu "das Recht des Individuums auf persönliche Freiheit. Ich habe zu lange in einer Diktatur gelebt" (168); dann wiederum erschließt sich der an erstickende soziale Sicherheiten gewohnte Beobachter die Welt der Randfiguren. Mit einer Mischung von Abwehr, Staunen und Faszination resümiert er, daß es zwischen den Zuständen von Arm und Reich "keine Schranken gibt und aus dem einen leicht der andere werden kann und umgekehrt." (46) In diesem ausgewogenen Reisebericht besteht kein Zweifel, daß der Autor dem Land Amerika mit Sympathie und Aufgeschlossenheit gegenübersteht. Trotzdem gibt es Hinweise, denen man eine geschickt verpackte, scharfe Amerika-Kritik in den Jahren der Bush-Dynastie entnehmen kann.

Auf einem Abstecher nach Vancouver/Kanada trifft der Autor auf einen hochgebildeten, deutschsprechenden Kolumbianer, Señor Gabriel, der den Amerika-Ansichten des Autors Paroli bietet. Es handelt sich um ein wirkliches, konkretes Treffen - so darf man annehmen. Trotzdem wirkt der Dialog über die USA wie ein dialektisches Denkspiel von ICH und ER, das - ähnlich dem Band Der Wendehals. Eine Unterhaltung (1995) von Volker Braun - ein Maximum sich widersprechender Fazetten kritisch beleuchtet. Dieser spekulative Gedanke bietet sich an, da der Autor dem feindlichen Amerikabild des Südamerikaners immerhin 12 Seiten widmet. Señor Gabriel betont verschiedentlich die Verwandtschaft zwischen den Imperien Rom und USA, eine Parallele, die - wie später ausgeführt wird - Volker Braun vor und nach der Irak-Krise als politische Angriffsfläche in einigen literarischen Werken dienen sollte.

Die "amerikanische Demokratie" sei "ihrem Ursprung nach wie die antike eine Sklavenhalterdemokratie" (170), sei orientiert auf die "Ausbeutung fremder Länder. Die Forderung nach demokratischen Verhältnissen in diesen Ländern ist die nach ungehindertem Zugang zu ihren Naturschätzen und menschlichen Ressourcen" (170). Es herrsche ein "Mangel an Kultur", führt der Kolumbianer aus, dafür beherrsche Amerika aber "die elektronische Kommunikation. Und mit deren Hilfe verkleistert es die Köpfe in aller Welt. Wie ich schon sagte, besitzt es inzwischen das alleinige Verdummungsmonopol, und wenn uns eine angebliche Krankenschwester erzählt, wie die Irakis Säuglinge aus den Brutkästen in Kuwait reißen, müssen wir es glauben. Wissen Sie, daß die Señorita in Wirklichkeit die Tochter des kuwaitischen Botschafters in den USA war und die Staaten seit Jahren nicht mehr verlassen hatte?" (173). Der Autor gibt zu, es aus der demokratischen amerikanischen Presse erfahren zu haben. Dazu Señor Gabriel: "Da hatte die Nachricht bereits ihren Zweck erfüllt, die Welt auf einen Krieg gegen den Irak vorzubereiten" (173). Auf diese Weise zieht sich der dialektisch gestaltete Dialog hin, bietet auf beiden Seiten berechtigte Argumente. Da der Anlaß für den zweiten Irak-Krieg im Jahre 2003 ebenfalls wieder auf einer unbeweisbaren Behauptung - das Vorhandensein von Massenvernichtungswaffen - beruhte, horcht der hellhörige Leser zumindest auf. Ob von Wagner ernst genommen oder nicht, über die berechtigten/unberechtigten - seitenlangen! - Ausführungen des Kolumbianers lohnt es sich nachzudenken.

3. Literarisierungen des 11. September: Ich-Prüfungen

"Krieg und Literatur - Wahrnehmungszustände" war das Thema einer Literaturkonferenz, die am 23. März 2002 in Leipzig stattfand. Einige Vorträge sind in der ndl abgedruckt.[34] Sie spiegeln in vorläufigen Bestandsaufnahmen divergierende Meinungen darüber, ob und wieweit das Schockerlebnis der einstürzenden Türme - als Augenzeuge oder in medialer Vermittlung erlebt - in der Kunst überhaupt darstellbar sei. Kurt Scheel unterscheidet drei "Textsorten und Darstellungsweisen", von denen er die journalistische (Reportage, Recherche, Augenzeugenberichte) und die essayistische (etwa Don De Lillos "In den Ruinen der Zukunft") für berechtigt hält, die dritte aber, die literarische, ablehnt, denn im Moment sei sie nichts anderes als eine "metaphorische Verzierung an der Fassade der einstürzenden Hochhäuser [...] oder, noch schlimmer, sie wird zum Aasfresser der Katastrophe."[35] Ina Hartwig dagegen sieht Literarisierungen des 11. September letztlich nicht als Ausdruck eines Wahrnehmungsbruches, sondern durchaus traditionell als "Ich-Prüfungen", als Dokumente der Selbstbezüglichkeit, die gerade deshalb anschlußfähig an die Literaturgeschichte seien: "Das Ich und die Katastrophe, das Soziale und die Weltordnung, die Innerlichkeit und die Medienwirklichkeit."[36] In diesem Sinne unterscheiden sich diese Literarisierungen nicht wesentlich von den oben besprochenen Texten der Identitätsbereicherung. Neu jedoch sind in diesen Terrorgestaltungen die Reflexionen über Wahrnehmungsmanipulationen des erzählenden Ich. "Wirklichkeit als Synonym für Inszenierung", so nennt es die Autorin Antje Ravic Strubel, "Luftchoreografien [...], die eine Inszenierung Amerikas zeigen, wie es wirklich ist: verwundbar und vor allen Augen getroffen."[37] Volker Braun, in Bezug auf den Anschlag in Bali, projiziert Terror mit den absurden Inszenierungsrequisiten einer "Theaterhölle", so der Titel eines Essays von ihm: "Ich bin mit der Kunst am Ende; nur die Übertreibung ist wahr, kein Theater mehr ohne die Vorstellung, daß es zur Hölle wird, keine Kunst ohne den Traum, die Wirklichkeit unmöglich zu machen."[38] Betrachtet werden sollen in diesem Kapitel zwei ineinanderverzahnte Werke: Kathrin Rögglas really ground zero. 11. september und folgendes [39] (2001) und Ulrich Peltzers mit dem Bremer Literatur-Preis ausgezeichnete Erzählung Bryant Park [40] (2002). Ein drittes Buch, das per SMS einen Dialog über den 11. September in eine Handlung, die sich als "Roman in Briefen" versteht, einspeist, nämlich Barbara Bongartz' und Alban Nikolai Herbsts Inzest oder Die Entstehung der Welt [41] (2002) hält dem Test lesenswerter Literatur nicht stand.

Kathrin Rögglas schlankes Reisebüchlein really ground zero. 11. september und folgendes enthält überarbeitete "Orientierungstexte" - wie die Autorin es nennt -, die ursprünglich als Reportagen für die taz in Berlin veröffentlicht wurden. Röggla wohnte zur Zeit des Katastrophenereignisses als Stipendiatin des Deutschen Literaturfonds unweit vom World Trade Center in der Bleeker Street in Manhattan. Auf eigenartige Weise verzahnt mit ihrem Buch ist die Erzählung "Bryant Park" des mit Röggla befreundeten Autors Ulrich Peltzer, der in seinem Werk ebenfalls einen New York - Aufenthalt gestaltet, der dann beim Schreibprozeß darüber in Berlin von den Ereignissen um den 11. September aus den Medien und von Röggla erfährt. Erschrocken nimmt er per Email Kontakt zu ihr auf und integriert ihre authentischen Erlebnisse und Reflexionen in distanziert-kontrollierter Form in seine eigene Erzählung. Einen "Briefroman"[42] nennt die Kritikerin Ina Hartwig diesen Dialog. Auf völlig unterschiedliche Art literarisieren diese beiden Autoren ihren Schock und Schrecken über das Unfaßbare, das die Frage erhebt, inwieweit die mediale Vermittlung sich auf die Vorstellungskraft der Künstler auswirkt und inwieweit das Unglaubliche überhaupt darstellbar ist.

Peltzer gestaltet die New York-Erlebnisse eines deutschen Schriftstellers, der in der Public Library über Einwanderungsbiographien recherchiert. Bruchstückhaft werden Fragmente aus seiner eigenen Biographie collagiert. Dazwischen, erzählt von einem dezentralisiert wirkenden Erzähler - Ich, sind die schnellen, abrupt wechselnden Wahrnehmungen über das Driften im Strudel der chaotischen Stadt eingeblendet, und, parallel dazu, die medial vermittelten, ständig wiederholten Berichte über Katastrophen in Manhattan, die wie eine Vorwarnung wirken. Gleich zu Anfang heißt es: " irgendwo in der sechsunddreißigsten Straße sei ein Gerüst eingestürzt [...] so daß die Gefahr bestehe, daß Tonnen von Stahl, die ganze Einrüstung des Gebäudes zusammenbreche, alle Anwohner müssen evakuiert werden" (8); dann: "die Aufnahme eines Krans, der das ebene Dach einer Seniorenresidenz durchschlagen hatte [...] schließlich der Krater, ein ausgefranstes Loch mit zerfetzten Armierungseisen" (9). New York wird zur Metapher der brüchigen Identität des modernen Menschen. Fetzenhaftes, Fragmentarisches bietet sich durchweg, dann kommt ein abrupter stilistischer Bruch: die kalkulierte, Distanz garantierende Unterbrechung der Erzählung und die Montage der Email-Korrespondenz mit Röggla über den Zusammenbruch der beiden World Trade Center Türme.

Peltzer berichtet unterkühlt. Seine Informationen kommen aus zweiter Hand. Der Macht "eines Ereignisses ohne Vergleich" steht er hilflos gegenüber. Deshalb schildert er nur eben diese Hilflosigkeit, sein ungläubiges Staunen. Der Schrecken über das Unfaßbare verbleibt im rein menschlichen Bereich, ohne politische Bezüge oder Erklärungsversuche. Die Ereignisse des 11. September, so der Kritiker Ingo Arend, "streifen ihn hart, aber nur tangential. Und sie taugen nicht als Horrorkulisse."[43] Das Nichtdarstellbare manifestiert sich in der Ausblendung des erzählenden Ich.

Kathrin Rögglas really ground zero, die Aufzeichnungen der dreißigjährigen österreichischen Wahl-Berlinerin und Augenzeugin, skizzieren nicht den Schauplatz der zusammenstürzenden Türme, sondern versuchen, die Auswirkungen der Katastrophe auf die New Yorker und Amerikaner generell zu registrieren. Dies "Protokoll des Irrlaufs an der Nahtstelle zwischen Fiktion und Realität"[44] gerinnt jedoch letztlich zu einem Dokument über die eigene Verletzlichkeit, ist ein sehr persönliches Dokument, wie die bewußte Kleinschreibung schon suggeriert. Die Darstellung des Grauens und der kollektiven Hysterie mit sprachlichen Mitteln gelingt ihr nicht, weil das sogenannte "geschehen weitaus zu groß zu sein scheint, um es irgendwie integrieren zu können in eine vorhandene erlebnistruktur (7) [...] es fehlen auch die politischen und historischen kategorien, es in einem größeren zusammenhang zu beschreiben und zu situieren" (8). Trotzdem enthält sie sich nicht eines politischen Urteils über das "medienamerika" und das "geheimamerika" während der Bush-Regierung. Mit Staunen registriert die Europäerin, wie sich die massive narzistische Kränkung des amerikanischen Selbstbewußtseins im patriotischen Fahnenschwingen, im Skandieren von "USA" und in der Diktion des Präsidenten George Bush spiegelt, die "aufgeladen ist von einer mischung aus alttestamentarischem denken und trotzigem, ja fast kindlich anmutendem chauvinismus" (20). Ebenfalls konstatiert sie ein ständiges Ineinander von politischem und religiösem Sprechen in fast allen Bereichen des öffentlichen Diskurses. Begriffe wie "evil", "darkness" und "walking on holy ground" umranken in hypnotisch orchestrierter Wiederholung die Formulierungen in einer Regierungspolitik, die die Amerikaner im Moment als "außenpolitik verstehen: krieg" (19), gegen "wen der krieg geführt werden soll, das weiß man aber [im September 2001] nicht so genau". (27)

Röggla vermeint, typisch amerikanische Verhaltensmuster wahrzunehmen, indem sie auf die Fahnenschwinger eingeht, die permanent für den Frieden demonstrierenden Hippies am Union Square, die Partytypen mit ihren Einwanderungsgeschichten, die Biowaffentypen, die Handy-Frauen, die Fotographierer und - last but not least - "ein eigenartiges amerikanisches phänomen, den ritus des verkehrsregelns" (8). Sie verläßt diesen Bereich pauschaler Etikettierungen jedoch sehr schnell, denn sie erkennt in diesem Verhalten "kleine, kommunikative gesten voller redundanzen" (8), also leere, panische Gesten, die "sich einer realität zu versichern" (8) versuchen, also einer Normalität. Im Verhalten des Geisterverkehrsreglers erkennt sie die eigne Panik, "vielleicht meinem fotografieren verwandt" (8). Rögglas Thema ist im Grunde keine reportagenhafte Berichterstattung der Ereignisse um den 11. September und ihres Schauplatzes, denn ihr Wahrnehmungsvermögen ist aus den Fugen geraten: "ground zero [...] diese mischung aus todeszone, nuclear fallout area und mondlandschaft, die im fernsehen nicht abbildbar zu sein scheint. sie wirkt überbelichtet, seltsam flächig, denn die bräunliche weiße schluckt alle kontraste, kassiert die räumliche tiefe, zementiert das bild in monochromie" (9). Es bleibt in letzter Konsequenz bei der Frage, wie der amerikanische / der deutsche Mensch, der Mensch per se im Angesicht einer horrenden Katastophe mit seelischen und körperlichen Beschädigungen fertig wird. Das "sie" und das Erzähler - Ich lösen sich im kollektiven Personalpronomen "man" auf:

zunächst stand ich vor der frage, was ich damit mache [...] mit diesem
scheinbaren aufgehen in einem ereignis, in diesem zu großen bild, in das
man plötzlich wie wie eingezogen ist oder eingezogen wurde und in das
man doch nicht paßt, weil es zu groß ist und das einen deswegen verletzt
[...] wo fängt die persönliche hysterie an, wo die kollektive und wo ist eine
reale gefahr da. das konnte man nicht mehr auseinanderhalten, das wird auch
nicht entscheidbar sein für eine lange zeit
(108).

Letztlich also sind Rögglas Reflexionen bei aller Analyse politischer Befindlichkeiten in den USA kritische Selbstbetrachtungen eines hilflosen, verstörten, seiner Sicherheit beraubten Menschen, hier eines deutschen Menschen.

4. Pax Romana - Pax Americana

Die wohl unverblümteste Amerikakritik um die Jahrtausendwende befindet sich in den Werken Volker Brauns. Das von Jürgen Habermas als "Pax Americana" bezeichnete Konzept einer "abgebrühten Supermachtpolitik, die die Bush-Regierung mehr oder weniger ungerührt fortsetzt"[45], nimmt Braun nicht nur auf, er unterzieht es im literarisierten Gewand einer zusätzlichen kritisch-provokativen Durchleuchtung. In einem Gespräch über sein Stück Limes. Mark Aurel (2002) antwortete er auf die Frage, ob er Rom gleichsetze mit Amerika, folgendermaßen:

Mich fasziniert [...] die Verwandtschaft des späten römischen Reichs mit der
Gegenwart. Auch dort fiel der große Gegner weg, Carthago. Rom blieb übrig
als die Weltmacht. Aber plötzlich stand auch diese Macht zur Disposition,
weil Herrschaft ein archaisches und infames Instrument ist, mit dem man den
Hunger der Welt nicht stillt [...] Es gibt eine anzügliche Verwandtschaft zwischen
solch großen Imperien. Es ist aber vor allem die Weltsituation: eine einst geteilte
Macht fällt der einen übrig bleibenden Hälfte anheim, die meint, die Lösung für die
Welt zu haben. Also pax romana, die Befriedung der Welt, die natürlich Krieg ist.46

In einem weiteren Gespräch über dieses Thema heißt es fortführend:

Auch Gedichte sind Bühnen, in denen sich die Elemente begegnen. Alles ist
gegenwärtig, anzüglich wirkend. Eine Endzeit grüßt die andere mit obszönen
Assosziationen. Die Ordnungsmacht USA steigt in den Panzer Roms nach den
punischen Kriegen. Vielleicht wird ja Brüssel Byzanz: Ostamerika. Und die Barbaren
drängen auf den Markt und irgendein Kleist schreibt "Die Währungsschlacht."[47]

Es fällt auf, daß sich Braun in seinen poetischen Zeitdiagnosen in den neunziger Jahren und im 21. Jahrhundert mehr denn je mit Reflexionen über die Supermacht USA und über damit verzahnte globale Probleme von "ARM UND REICH" intensiv beschäftigt. Das mündet nolens volens in einen in der Welt relativ neuen Themenkomplex ein: den Ansturm von Wirtschaftsflüchtlingen in die westliche Gesellschaft, von Fremden / "Barbaren" bzw. "dem Mann von draußen", Menschen, von denen man nicht weiß, ob es hungernde Arbeitssuchende oder die "ausländischen sprengwütigen Bösen oder die Rohen, Rücksichtslosen, Zerstörungswilligen in aller Welt"[48] sind. Dieter Schlenstedt hat die Polyvalenz des "Barbaren" - Motivfelds bei Braun einer eindrucksvollen, ausführlichen Untersuchung unterzogen. Ein Großteil dieser ineinanderverklammerten Themen geht in Brauns Werk als Literarisierung antiker Stoffe ein. Explizit und gezielt nähert sich der Autor in den neunziger Jahren solchen antiken Vorlagen und Stoffen[49], ablesbar etwa dem Gedichtband Tumulus [50] (1999), in dem sich drei auf die Verschränkung "Rom - USA" bezügliche Gedichte befinden, ebenfalls dem Stück Limes. Mark Aurel (2002).

Wo sind die Wurzeln dieser sogenannten "antiamerikanischen Gesinnung"? Auf einem Kolloquium "Die Zerstörung Dresdens - Antworten der Künste" am 11. Februar 1995 hielt Braun einen Vortrag, der in der FAZ unter dem Titel "Menschenwerk in steinerner Hand. Das vernichtete, das wiederaufgebaute, das nie wiederkehrende Dresden"[51] veröffentlicht wurde. Der Dresdner Volker Braun, der den Luftangriff auf die Stadt am 13. Februar 1945 miterlebt hatte, spricht darin über seine "dresdner Haltung", ein Ineinander von rückwärtsgewandter Trauerarbeit und intensivem Eindringen in historische Kausalitäten, dann, daraus resultierend, der vorwärtsschauende, verantwortungsbewußte Bewältigungswille, ein sogenanntes "An-Denken" gegen jegliche Form militärischer Aggression und Vernichtung. Dieses "An-Denken", so führt Braun selbst in seinem Vortrag in Bezug auf sein 1992 veröffentlichtes Gedicht "Wüstensturm" aus - trug ihm den Vorwurf des Antiamerikanismus ein: "Das Andenken gegen die Vernichtung; 'Saddam Hussein und der lästige Lieferant / Dekoriert mit den Waffen seiner alten Kunden / Der Norden lehrt den Süden Mores / Und Bagdad mein Dresden verlischt...' Ich werde für diese Zeilen gerügt; die Kritik des WÜSTENSTURMS im Irak wird als antiamerikanische Gesinnung gewertet. Sie ist meine dresdner Haltung."[52] Hier liegt das Fundament für Brauns amerikakritische Haltung, die in seinen Bearbeitungen der Antike immer wieder in die Gegenwart führt, nämlich an jeden Ort, "wo auch Öl fließt und Krieg um seinen Besitz geführt werden kann."[53]

Militärische Aggressionen einer Supermacht in der "Endzeit", die extreme Kluft von Arm und Reich in der Welt, der Ansturm der "Barbaren" - diese drei Themenfelder werden in drei Gedichten des Bandes Tumulus angesprochen. Aus dem Text "Plinius grüßt Tacitus" geht hervor, wo Brauns antike Quellen zu finden sind: bei Plinius, dem Älteren, der die "Naturkatastrophe-Endzeit" des Vesuvausbruchs von 79 n. Chr. vorausgesagt und beschrieben hat - "Ein Mann meines Alters mit unersättlicher Neugier" (18) - bei dem Literaten und Dokumentensammler Plinius, dem Jüngeren, und bei dem Historiker Tacitus. Von besonderer Signifikanz ist jedoch das Gedicht "Der Totenhügel", in dem Cäsar vom Aussichtspunkt eines Grabhügels einer Militäraktion zuschaut: dem "BELLUM GALLICUM der gewohnte Golfkrieg / Vor den Augen des Landheers im Küstenkino // [...] Ein Lidschlag der Geschichte gegen die Verblendung" (16). Im Mittelpunkt des Textes befindet sich die Collagierung eines Versatzstückes über einen römischen Feldzug mit gegenwärtigen Militäraktionen am Golf, hier der Invasion in Kuwait. Nicht erwähnt, aber vielen Lesern bekannt, ist das ebenfalls in diese Thematik einblendende Gedicht "Wüstensturm" aus dem Band Die Zickzackbrücke von 1992, das mit dem Dresden-Thema verquickt ist. Gedankensplitter über "Roms letzte Epoche des Unernsts" (41) geben in dem Gedicht "Lagerfeld", das den Band Tumulus abschließt, Einblick in die Weltprobleme von einst und jetzt: extreme Armut, "gelassenes" Ignorieren dieses Weltproblems von Seiten der Privilegierten, der Vorstoß der Fremden, Pax Romana, "die Befriedung der Welt, die natürlich Krieg ist". Das Gedicht endet mit der zweideutigen Begrüßung "Salute Barbaren" (41), die eine Polyvalenz widersprüchlicher - resignativer? provozierender? akzeptierender? - Denkalternativen suggeriert. Zusätzlich schlägt dieser Gedichttext eine Brücke zu dem Stück Limes. Mark Aurel [54], denn auch hier bildet er das verstörende offene Ende.

Das Gedicht "Die Ruhe Roms", das Limes. Mark Aurel einleitet, dient auf dieser Folie wie eine Vorwarnung, denn über die Barbaren heißt es: "Der Mann mit der abgehobenen Hirnschale / Ein Bomberpilot nach der Arbeit oder / Ein angeschlagener Sklave [...] EIN BARBAR AUS BÖHMEN ER HAT EIN GEHIRN" (58). Braun selbst kommentierte diese Textstelle in seinem Gespräch mit Thomas Irmer, indem er darauf hinweist, daß "der Barbar, der Mann von draußen, denken kann. Es ist allerdings bis heute nicht aus der Welt, dem Fremden diese Fähigkeit abzusprechen; Präsident Bush jun. gründet seinen hirnrissigen Feldzug auf die Vermutung, der Feind sei unzivilisiert und begreife nur die Sprache der Bomben."[55] Der römische Kaiser Mark Aurel versuchte das Konfliktbündel von Ethik und brutaler Machtausübung in der Welt mit Gelassenheit, der Lehre der Stoa, zu kontrollieren, aber er verlor auf den inneren Schlachtfeldern, indem er Drogen nahm. Die in ihm widerstreitenden Empfindungen von "Es sind Barbaren. Hier ist die Grenze, die wir ihnen ziehn" (66) und "S ist eine Welt. Wir alle gleiche Wesen" (69) weiß er nicht zu lösen und stirbt. Eine Zeitdiagnose am Widerpart Rom, die die Handlungen des tragisch in sich selbst gespaltenen Kaisers Mark Aurel mit denen des amerikanischen Präsidenten zu assoziieren versucht, ist jedoch - wie hier im Falle einer Interpretation von Yasuko Asoaka - anfechtbar:

Bush, der Präsident der USA, des reichsten und mächtigsten Staates der Welt,
nennt seine Gegner "die Achsenmächte des Bösen" und will gegen sie einen neuen
Krieg führen, um der Welt "Ordnung und Frieden" zu bringen. Sein Interesse liegt
an der Durchsetzung des eigenen Rechts der USA, während er sich gegen alles
andere "gelassen" benimmt. In ihm funktioniert der gleiche Mechanismus wie in
Mark Aurel. Ein Limes, eine neue Mauer, ist dabei, in unserer Welt aufgebaut zu
werden.
[56]

Mark Aurels Versuche, das Weltreich Rom mit Grenzen zu befestigen, fungieren im jüngsten Schaffen Volker Brauns als Katalysator immer wieder neuer Reflexionen über die Supermacht USA und ihre Kriegsführung. In einem Text vom 7. 4. 2003, also zu Beginn des Krieges gegen den Irak, notierte Braun in der Mark-Aurel-Straße in Wien, dem ehemaligen "vindobona" in der römischen Provinz Pannonien, folgende Gedanken:

betrachtungen nicht über mich selbst. sagt dem cäsar keiner, daß der krieg
verloren ist? (er war von anfang an verloren.) in diesen massakrierten städten
ist kein amerikanischer frieden zu machen. Aber die vorsehung, die nicht auf
die straße geht, hat der supermacht zugerufen: schafft eins, zwei, viele vietnams. -
bush hat den feldzug trajans 114-117 nicht zur kenntnis genommen, dessen legionen,
von antiochia aus, mesopotamien fast ohne gegenwehr eroberten, aber zermürbt von
überfällen, sandstürmen, wassermangel und dem abfall der eben noch kniefälligen
kleinkönige die unbeherrschbaren provinzen wieder räumen mußten
[...].57

Eine Ballung der Thematik über eine alleinherrschende arrogante Supermacht, den Hunger in der Welt, Flüchtlinge, Fremde, Terrorismus, Fremdenfeindlichkeit spiegelt Brauns bisher noch unveröffentlichte Groteske Was wollt ihr denn, ein Stück das am 4. Februar 2005 in Senftenberg uraufgeführt werden soll. Der Text demonstriert auf erschreckende Weise, wie Gewalt neue Formen von Gewalt auslöst und wie die Grenzen zwischen Freund und Feind, "Touristen und Terroristen" durchlässig werden und sich aufzulösen beginnen. Inmitten von Elend und zunehmender Gewalt am Strand von Ostende, wo Schlepper und Geschleppte auf den günstigen Moment warten, um nach England vorzustoßen, tritt die Figur des Zeitgeists auf, "John Wayne gleichend, aus verengten Augenschlitzen den Feind fixierend":

Das ist ein Anschlag auf den ganzen Strand! Er zieht voll in unsere Mitte.
Es ist ein Angriff auf die Freiheit und den Wohlstand, aber wir werden dem
Feind nicht erlauben, unser Leben dramatisch zu verändern. - Warum hassen
sie uns. - Wir werden den Feind jagen. Wir werden fortan keinen Unterschied
machen zwischen Terroristen und denen, die sie beherbergen ... zwischen
Touristen und Terroristen. Jeder Strand muß sich entscheiden: er ist für uns oder
gegen uns. Das wird ein langer, harter, schmutziger Krieg. [...] Es ist ein Krieg
zwischen Gut und Böse. - Warum hassen sie uns. - Das ist ein anderer Feind, als
wir ihn je hatten. Er kann sich nicht verstecken, wir werden ihn ausräuchern
aus den Kulissen, tot oder lebendig von der Bühne. We, we are the theatre.
[58]

Den "Theater"-Topos entwickelt Braun dann folgerichtig in dem bereits erwähnten Text "Theaterhölle", der das Stück abschließt. Hier wandelt sich groteskes Spiel in Wirklichkeit, denn am "Traumstrand von Bali" betritt der Terror den "Schauplatz TOD DEN TOURISTEN" (47).

V. Ausblick

Hat sich das Amerikabild aufgrund des strapazierten Verhältnisses zwischen "old Europe" und den USA in der jüngsten deutschen Literatur gewandelt? Der größte Teil der oben betrachteten Werke läßt keinen radikalen Riß erkennen, spiegelt vielmehr die traditionellen Wahrnehmungsprozesse des Europäers, der in der ihm fremden Welt die eigene kritisch durchleuchtet und für sich selbst neue Akzente setzt. Für diese Erlebnisgestaltungen bot sich der Begriff "Ich-Prüfung" an, der letztlich auch für die gedanklichen und psychischen Verarbeitungen der Terrorereignisse um den 11. September anwendbar ist. Die Essayistik der letzten Jahre läßt jedoch keinen Zweifel, daß Autoren unterschiedlicher politischer Couleur Stellung beziehen und daß diese sich zumeist gegen die Pax Americana-Politik eines George W. Bushs wendet, d. h. gegen die Tatsache, die Welt nach dem eigenen Bild pauschal in Gut und Böse zu teilen. Das widerspricht dem traditionellen amerikanischen Individualismus-Konzept, dem Image des Offenen und Weiten, von dem die Literatur - noch! - zehrt. Die Literatur Volker Brauns jedoch weist auf mögliche drastischere Änderungen, die letztlich allerdings wieder zu den Widersprüchen in den USA selbst, zu einer zutiefst gespaltenen Nation zurückführen. Peter Schneider faßte diese Widersprüche in die griffige Formel: "Es gibt eben diese beiden Amerikas."[59] Möglicherweise überwiegt in der vom Terrorismus bedrohten alten und neuen Welt noch immer das Gemeinsame, das Karsten D. Voigt optimistisch folgendermaßen summiert: "The two sides of the Atlantic are not drifting apart. There are no serious signs of a cultural rift between Europe and the United States. The problems, where they exist, are the result of differences of perception and of interest in the face of a growing closeness, not of a growing alienation."[60] Wahrnehmungsunterschiede solcher Art würden, um wieder Peter Schneider zu zitieren, einen "intelligenten"[61] Antiamerikanismus rechtfertigen, der letztlich wohl auch in die Literatur eingehen wird. Das wäre nicht die schlechteste Prognose in trüber Zeit, denn eine solche Form von Antiamerikanismus gliche einem konstruktiven Dialog, der Vielfalt aushält statt sie aufzulösen, der somit Wunschdenken, das mit dem Begriff Amerika assoziiert ist, nicht zerstört, sondern bewahrt.


Literaturverzeichnis

1 Zwischen den Begriffen "USA", "Amerika" oder "Vereinigte Staaten von Amerika" sei im Text der Arbeit aus Gründen der Vereinfachung nicht unterschieden.
2 Jörg Magenau, "Interview. Gutes Amerika, böse USA," Das Magazin 2 (2003): 27.
3 Madeleine Prahs, "Einmal wilder Westen und zurück. Jakob Hein im Interview - über Amerika, Zusammenleben und Schweigen," Frankfurter Rundschau 7.2. 2003.
4 Max Frisch, Tagebuch 1966-1971, Teil II (Frankfurt/M.: Suhrkamp, 1972) 314.
5 Volker Braun, "Eine Endzeit grüßt die andere. Volker Braun im Gespräch mit Thomas Irmer," Theater der Zeit 3 (2002): 57.
6 Holger Kulick, "Amerikanische Politik muß Gegenstand der Kritik bleiben. Interview mit Günter Grass," Der Spiegel 10. Oktober 2001.
7 Die Welt am Sonntag 29.12. 2002.
8 "Erklärung von 19 deutschen Künstlern und Intellektuellen zur Unterstützung des Irak-Kurses von Bundeskanzler Schröder," www.frieden21.de/html/kunstler.html
9 Peter Schneider, "Peter Schneider über die Studentenbewegung, die USA und Deutschland, Literatur und Politik. Gespräch mit Siegfried Mews," German Quarterly 75.1 (2002): 14.
10 Ingo Schulze in einer email auf meine Frage, ob sich seit dem Jahre 2000 sein Amerikabild gewandelt habe.
11 Dan Diner, America in the Eyes of the Germans. An Essay on Anti-Americanism (Princeton: Markus Wiener Publishers, 1993; second edition 1996) viii.
12 Mein kurzer Artikel "Anti-Amerikanismus in der Literatur um die Jahrtausendwende?" (Germanic Notes and Reviews 34.2 (2003): 95-102) ist ein erster Versuch, dieses Thema anzusprechen. Einiges Material daraus erscheint hier neudurchdacht und erweitert.
13 "Das alte Europa und die Literatur," Fachdienst Germanistik 3 (März 2003): 2.
14 Don DeLillo, "In the Ruins of the Future," The Guardian 22. Dezember 2001.
15 110 Stories. New York writes after September 11, ed. Ulrich Baer (New York: New York University Press, 2002) 5.
16 Jürgen Habermas, "Fundamentalismus und Terror," Der gespaltene Westen (Frankfurt/M.: edition suhrkamp, 2004) 13.
17 Theo Sommer, "Europe and the United States. Looking beyond 2000," The German-American Encounter. Conflict and Cooperation between Two Cultures 1800-2000, hrsg. v. Frank Trommler und Elliott Shore (New York, Oxford: Berghahn, 2001) 236.
18 Jack Zipes, "Die Freiheit trägt Handschellen im Land der Freiheit. Das Bild der Vereinigten Staaten von Amerika in der Literatur der DDR," Amerika in der deutschen Literatur. Neue Welt. Nordamerika. USA, hrsg.v. Sigrid Bauschinger, Horst Denkler und Wilfried Malsch (Stuttgart: Reclam, 1975) 329-352.
19 Angela Krauß, Milliarden neuer Sterne (Frankfurt/M.: Suhrkamp, 1999) 12.
20 Ingo Schulze, Mr. Neitherkorn und das Schicksal, (Edition Mariannenpresse, 107, 2002).
21 Ingo Schulze, "Lesen und Schreiben oder 'Ist es nicht idiotisch, sieben oder gar acht Monate an einem Roman zu schreiben, wenn man in jedem Buchladen für zwei Dollar einen kaufen kann?'" Zuerst bin ich immer der Leser. Prosa schreiben heute, hrsg. v. Ute-Christine Krupp und Ulrich Janssen (Frankfurt/M.: Suhrkamp, 2000) 93.
22 Schulze, Simple Storys (Berlin: Berlin Verlag, 1998).
23 Burtscher Sabine, "'Glück ist immer der Moment davor' - Judith Hermann: 'Sommerhaus, später.' Gegenwartsliteratur der 90-er Jahre im Deutschunterricht," Der Deutschunterricht 5 (2002): 80-85.
24 Judith Hermann, Sommerhaus, später (Frankfurt/M.: Fischer, 1998).
25 Judith Hermann, Nichts als Gespenster (Frankfurt/M.: Fischer, 2003).
26 Peter Bekes, "Erzählungen von Gegenwartsautorinnen in der Schule," Deutschsprachige Gegenwartsliteratur seit 1989, hrsg. Clemens Kammler und Torsten Pflugmacher (Heidelberg: Synchron, 2004) 242.
27 Jakob Hein, Formen menschlichen Zusammenlebens (München: Piper, 2003).
28 Jorg Magenau, "Interview. Gutes Amerika, böse USA," 28.
29 Odo Marquard, "'Das Lachen ist die kleine Theodizee': Odo Marquard im Gespräch mit Steffen Dietzsch," Luzifer lacht. Philosophische Betrachtungen von Nietzsche bis Tabori, hrsg. v. Steffen Dietzsch (Leipzig: Reclam, 1993) 12.
30 Bernhard Schlink, "Die Beschneidung," Liebesfluchten (Zürich: Diogenes, 2000) 199-255.
31 Tilman Krause, "Gegen die Verlorenheit an sich selbst. Gute Literatur lebt von der Auseinandersetzung mit der Umwelt - ein Gespräch mit dem Autor Bernhard Schlink, dem Autor des 'Vorleser'," Die Welt am Sonntag 12. 6. 2003.
32 Bernd Wagner, Wie ich nach Chihuahua kam. Eine amerikanische Reise (Göttingen: Steidl, 2003). Zitate daraus im Text der Arbeit.
33 Christoph Buch, "Pilgerfahrten in die Wirklichkeit," Die Zeit 29. 9. 2003.
34 "'Krieg und Literatur - Wahrnehmungszustände': Symposion der Deutschen Literaturkonferenz, Leipzig, 23. März 2002," ndl 4.2 (2002): 154-187.
35 Kurt Scheel, "Da kriege ich doch gleich Wahrnehmungszustände," ndl 4.2 (2002): 158.
36 Ina Hartwig, "Literatur am Nullpunkt. Der 11. September und die Ich-Prüfungen der Schriftsteller. Eine vorläufige Bestandsaufnahme," ndl, 166.
37 Antje Ravic Strubel, "Die aus dem Feuer fallen. Eine Gegenwartsinjektion," ndl, 170-171.
38 Volker Braun, "Theaterhölle," Volker Braun, Das unbesetzte Gebiet (Frankfurt/M.: Suhrkamp, 2004) 126.
39 Kathrin Röggla, really ground zero. 11. september und folgendes (Frankfurt/M.: Fischertaschenbuch, 2001). Zitate im Text der Arbeit.
40 Ulrich Peltzer, Bryant Park (Berlin: BvT, 2004). Zitate im Text der Arbeit.
41 Barbara Bongartz und Alban Nikolasi Herbst, "Inzest oder Die Entstehung der Welt," Schreibheft. Zeitschrift für Literatur 58 (2002). Der auf den 11. September bezügliche Dialog befindet sich auf den Seiten 49-53.
42 Ina Hartwig,, "Literatur am Nullpunkt," 169.
43 Ingo Arend, "New York. In Ulrich Peltzers New-York-Erzählung 'Bryant Park' kommt der 11. September nur am Rand vor," Freitag 15.2. 2002.
44 Ingo Arend, "Realer Raum. Kathrin Rögglas literarisches New-York-Protokoll nach dem 11. September," Freitag 11.1. 2002.
45 Jürgen Habermas, "Fundamentalismus und Terror," Jürgen Habermas, Der gespaltene Westen, 13.
46 Claudia Sandner-von-Dehn, "Volker Braun. 'Limes. Mark Aurel'. Gespräch," HNA-Kulturredaktion 22. 3. 2002, http.//www.cityzine.de/content/guest/09713/index.php
47 Volker Braun, "Eine Endzeit grüßt die andere. Volker Braun im Gespräch mit Thomas Irmer," 57.
48 Dieter Schlenstedt, "Empfang bei den Barbaren. Ein Motivfeld bei Volker Braun," Volker Braun in Perspective, ed. Rolf Jucker (German Monitor 58 [2004]): 39.
49 Klaus Schuhmann, "Warum soll ich Mode werden - Volker Brauns Gedicht 'Lagerfeld'," Volker Braun in Perspective, 169-170.
50 Volker Braun, Tumulus (Frankfurt/M.: Suhrkamp, 1999). Zitate daraus im Text der Arbeit.
51 FAZ 37, 13. 2. 1995. Ebenfalls gedruckt unter dem Titel "Dresdens Andenken", Volker Braun, Wir befinden uns soweit wohl. Wir sind erst einmal am Ende. Äußerungen (Frankfurt/M.: edition suhrkamp, 1998) 112-116.
52 Volker Braun, "Dresdens Andenken," Wir befinden uns soweit wohl ..., 114.
53 Klaus Schuhmann, "Ich fühle jetzt die Nachwelt auf mich starren ... Volker Brauns 'Tumulus'," www.berliner-lesezeichen.de/lesezei/BIz99_05/text09.htm
54 Volker Braun, "Limes. Mark Aurel," in: Theater der Zeit 3 (2002). Zitate daraus im Text der Arbeit.
55 Volker Braun, "Eine Endzeit grüßt die andere. Volker Braun im Gespräch mit Thomas Irmer," 56.
56 Yasuko Asoaka, "Begriffe für Grenzlinien in Volker Brauns Werken der Zeit 1990-2001," Volker Braun in Perspective, 118.
57 Volker Braun,, "7.4.03. vindobona," glossen 21, 2005.
58 Volker Braun, Was wollt ihr denn (2004) 45-46. Unveröffentlichtes Manuskript. Zitate daraus im Text der Arbeit.
59 Peter Schneider, "Peter Schneider über die Studentenbewegung, die USA und Deutschland ...," 14.
60 Karsten D. Voigt, "Germany and the United States in the Euro-Atlantic Community," The German-American Encounter, 255.
61 Peter Schneider, "Peter Schneider über die Studentenbewegung, die USA und Deutschland ...," 13.