Glossen 28


Marion Hussong

Kurzbiographie: Franz Kain (1922-1997)

Der oberösterreichische Schriftsteller Franz Kain ist einer der großen Unbekannten der österreichischen Literatur.[1] Im Laufe seiner schriftstellerischen Karriere verfaßte er rund ein Dutzend Romane und Erzählbände. Leben und Arbeitsweise der “kleinen Leute” des Arbeiter- und Bauernmilieus interessierten ihn besonders. Immer wieder kommt er auch auf Themen der österreichischen Geschichte, insbesondere der Zeit des Nationalsozialismus und deren Folgen, zurück. Der Erstlingsroman Der Föhn bricht ein schildert anhand des Beispiels der Region Salzkammergut den Aufstieg der Nationalsozialisten in den politisch brisanten Dreißiger Jahren. In der Erzählung “Der Weg zum Ödensee” schildert er in Form eines inneren Monologs die letzten Tage von Ernst Kaltenbrunner, dem Leiter des Deutschen Reichssicherheitsamtes. Der Roman Das Ende der Ewigen Ruh rechnet mit dem Erbe des Faschismus in der österreichischen Provinz ab.

Während des Krieges wurde Franz Kain als politischer Widerstandskämpfer mit der Strafkolonie 999 an die nordafrikanische Front geschickt, wo er schließlich von den Amerikanern gefangen genommen wurde. Nach mehrjährigen Aufenthalten in amerikanischen Kriegsgefangenen-Lagern kehrte er 1946 nach Oberösterreich zurück, wo er bis zu seinem Tod als Schriftsteller und Kommunalpolitiker der kommunistischen Partei tätig war. In Österreich wurde Kain, wie viele geschichtskritsche Autoren seiner Generation, unter ihnen Milo Dor, Gerhard Fritsch, und Hans Lebert, um nur einige zu nennen, verdrängt. Erst in den neunziger Jahren wurden seine Bücher in Österreich aufgelegt. Bis dahin veröffentlichte er im Aufbau-Verlag in Ostberlin.

Franz Kain war einer der ersten österreichischen Schriftsteller, die konsequent die österreichische Verstrickung in der nationalsozialistischen Katastrophe und die Nachwehen des Dritten Reiches in der österreichischen Provinz darstellten. Mit seiner Novelle “Maria-Lichtmeß-Nacht” (1972) beginnt die Literaturgeschichte des Konzentrationslagers Mauthausen.

Eine breitere Rezeption, sowie Anerkennungen und Auszeichnungen wurden ihm in  Österreich erst in seinem letzten Lebensabschnitt zuteil.

 

Auszeichnungen:

Preis des Kulturministeriums der DDR, 1957.

Literaturpreis des Landes Oberösterreich, 1984.

Adalbert Stifter Preis, 1994.

Ehrenmedaillen der Republik Österreich, der DDR und der UdSSR

 

Werke:

Romeo und Julia auf der Bernauer Straße. Erzählung. Weitra: Bibliothek der Provinz.

Der Föhn bricht ein. Roman. Weitra: Bibliothek der Provinz,

Der Weg zum Ödensee. Erzählungen. Weitra: Bibliothek der  Provinz,

Der Schnee war warm und sanft. Vom Wagnis, Geschichten zu schreiben. Erzählungen. Weitra: Bibliothek der Provinz, o.D.

Das Ende der ewigen Ruh. Roman. Weitra: Bibliothek der Provinz.

“Serbenlinde und Holland-Tulpen”. Erzählung. Literatur und Kritik 229-230 (1988): 420-423.

Die Lawine. Erzählungen. Weitra: Bibliothek der Provinz.

Die Donau fließ vorbei. Erzählung: Bibliothek der Provinz.

Auf dem Taubenmarkt. Roman. Weitra: Bibliothek der Provinz.

In Grodek kam der Abendstern. Roman. Weitra: Bibliothek der Provinz.

 

Anmerkungen

1 Marion Hussong. Der Nationalsozialismus im österreichischen Roman 1945-1969. Tübingen: Stauffenburg, 2000. 97-98.