glossen: aufsätze


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"Deutschlandbilder" in der jüngsten Lyrik Kurt Drawerts
Christine Cosentino

Dem Kontext der "Deutschlandbilder", die jüngst in einer gleichnamigen Berliner Ausstellung zu sehen waren, kann man die literarischen Gestaltungen von Identitätsverlust und Deutschlandsuche der Ostdeutschen im Umfeld von 1990 zureihen. Das Bild, das sich ergibt, ist trotz vieler Übereinstimmungen ein in sich gebrochenes. So sahen sich z.B., wie kaum anders zu erwarten, systemkritische Autoren der älteren Generation, die man kaum der Riege blind Parteihöriger zurechnen kann -- man denke etwa an Christa Wolf, Volker Braun oder Helga Königsdorf -- einem akuten Widerstreit verschiedener Loyalitäten ausgesetzt, einem komplexen Ineinander von selbstquälerischen Gewissensfragen und schmerzendem Utopie- und Identitätsverlust. Repräsentativ ist hier ein bitterer Text Volker Brauns aus dem Jahre 1990, "Das Eigentum", der das Bild eines östlichen Deutschlands projiziert, von dem es heißt: "Da bin ich noch: mein Land geht in den Westen/ KRIEG DEN HÜTTEN FRIEDE DEN PALÄSTEN. Ich selber habe ihm den Tritt versetzt."{1}

Bei der jüngeren Generation "hineingeborener" Autoren, "die an der Utopie ... sowenig teil [hatte] wie an deren Aberbild, der kollektiven Resignation"{2}, gestaltet sich das Thema des Deutschlandverlustes und der Deutschlandsuche einerseits weniger tiefgehend und verstörend, andererseits aber auch widersprüchlich komplex. Lachen sich die Spätgeborenen in einer im Moment blühenden burlesk-heiteren Prosaliteratur von Schelmenroman und Satirespektakel geradezu gesund -- zu nennen wären stellvertretend Thomas Brussigs Helden wie wir (1995), Jens Sparschuhs Der Zimmerspringbrunnen (1995) oder Bernd Wagners Paradies (1997) -- so herrschen in der Lyrik derselben Generation ungleich diffizilere Töne, zumindest in den unmittelbaren Jahren nach der Wende und Wiedervereinigung. Was man im Gewand der Poesie vernimmt, ist oft eine verwirrte Haßliebeserklärung sowohl an die vergangene DDR als auch an die ungewohnte Leistungsgesellschaft der Bundesrepublik. Nicht von ungefähr lassen sich bei so manchem jungen Lyriker Wahlverwandtschaften zu dem großen Zerrissenen Heinrich Heine, zu dessen Harzreise oder Deutschland - Ein Wintermärchen, beobachten. Selbst in der betonten gesellschaftlichen Gleichgültigkeitsgeste und der respektlos vorgetragenen Distanzdemonstration des Sprachexperimentators Bert Papenfuß-Gorek läßt sich letztlich ein Gefühl von Unbehaustsein aufspüren, etwa in dem Gedicht mit dem vielsagenden Titel "übereinfall": "was die hölle war, weiß ich nich mehr/ weißt nicht mehr, du warst doch dabei/ was jetzt los is, is die zukunft, die zusammentrifft."{3} Aufatmen beim Verschwinden der DDR, aber auch Ambivalenz dem Verlust gegenüber zeichnen sich in einer ganzen Reihe lyrischer Kontrafakturen der Jüngeren zu Volker Brauns Gedicht "Das Eigentum" ab. So spürt man beispielsweise in Annett Gröschners kontrafaktorischem Text ratloses Verstörtsein: "Was mir nicht gehörte/ wird mir genommen im Namen/ Deutschland ... // und nun ist da nichts mehr/ außer den Wänden/ gegen die ich jetzt treten darf"{4}. Weit über Gröschner hinausgehend und im Ausdrucksgestus eruptiver, gestaltet Kerstin Hensel ihre Verunsicherungsgefühle mit sarkastischem Ärger. In übereinstimmender direkter Ansprache an Braun heißt es: "Denn hier ist keine Heimat - jeder treibt// Komm, laufen wir, als ob uns nichts mehr hält./ Denn jede Straße führt ans End der Welt."{5} Kühl optimistisch dagegen faßt es Durs Grünbein in der Gedichtsektion "Niemands Land Stimmen": "und wer war ich:/ ein genehmigtes Ich,/ Blinder Fleck oder bloßer Silbenrest ... (-ich),/ zersplittert und wiedervereinigt."{6} Doch die Stimmung allgemeiner Desorientierung, die die östliche Literatur nach der Wende und der deutschen Wiedervereinigung spiegelt, schwindet allmählich. Neue, gemäßigtere, skeptisch-leisere, ja heitere Tonlagen lassen sich vernehmen. Nicht nur den Ausdrucksformen von Scherz, Satire und Ironie begegnet der Leser, sondern auch einem Gestus des Akzeptierens und der Ruhe. Herausgegriffen aus der Gruppe diverser "Hineingeborener" sei der Lyriker Kurt Drawert, auf den ersten Blick ein Fremder, Zerrissener, Gequälter in beiden Deutschlands, sowohl in Sachsen als auch Niedersachsen: "Nirgendwo bin ich angekommen./ Nirgendwo war ich zuhaus."{7}

Noch im Jahre 1995 äußerte sich Drawert über sein Deutschlandbild folgendermaßen: "Ohne Koketterie: ich habe mir, ganz allgemein, nie eine Zukunft vorgestellt. Das hat mir die Enttäuschung erspart, daß auch nichts daraus wurde. Über die permanente Zukunftslosigkeit, bezogen auf die Vereinigung, habe ich in 'Spiegelland. Ein deutscher Monolog' geschrieben, und natürlich wiederhole ich das nicht"{8}. Letzteres Satzfragment -- "und natürlich wiederhole ich das nicht" -- kann irreführend wirken, denn es bleibt offen, ob der Autor das in Spiegelland{9} Gesagte nicht noch einmal wiederholen will, oder ob sich hier bereits eine implizierte Absage an den Gestus "permanenter Zukunftslosigkeit" andeutet. Spiegelland, ein essayistischer Prosaroman, gestaltet das biographische "Niemandsland" des damals in Leipzig lebenden Autors. Es war ein "Nirgendwo", das auf der Welt der in totalitären Systemen geprägten Väter fußte, auf deren Denken, auf deren herrschende Ordnung und manipuliert-institutionalisierten Sprachdiskurs. Die Grunderfahrung von Heimatlosigkeit und Fremdheit in der untergegangenen DDR schöpfte bei Drawert folglich aus Sprachverlust, aus der Inadäquanz von Zeichen und Bedeutung. In einem Gespräch -- "Eine eigene Sprache finden" -- mit Christel und Walfried Hartinger im Jahre 1988 -- führt der Dichter aus, wie diese Sprachkrise, "die Verlorenheit der Begriffe vor den Dingen", bei ihm regelrechte Sprachstörungen auslöste, er "sehr wenig sprach, fast stumm war oder [s]ich stumm fühlte, selbst wenn [er] notgedrungen zu sprechen begann."{10} Beim Versuch neuer Heimat- bzw. Sprachfindung nach der Wende sieht sich Drawert dann unter den völlig anderen gesellschaftlichen Bedingungen einer sehr ähnlichen Sprachlosigkeit ausgesetzt, denn die Sprache, "die ich suchte, auf die ich wartete oder die ich wiederherstellen wollte ... [war] das ganze Gegenteil ... einer Sprache, die mir stündlich abverlangt wurde und auf schon irrationale Weise mit Modeanzügen und Aktenkoffern, Geldanleihen und Unterarmsprays usw. in Verbindung zu bringen war" (Spiegelland, 138).

Auch in Drawerts bis dato letztem Gedichtband, Wo es war (1996), ist Fremdheit im neuen deutschen "Niemandsland" in der Entfremdung von der Sprache verankert, einer auf Profit gerichteten Vermarktungssprache medialer Vermitteltheit. Damit scheint der Dichter einer Äußerung recht zu geben, die er 1994 in einem Interview mit Andreas Herzog gemacht hatte. Es hieß: " Ich kann die Gegenwart nur aus der Vergangenheit heraus sehen, das heißt, ich schaue auf die Bundesrepublik wie aus dem Fenster einer Zelle. Und mit diesem Blick und mit allem, was mein Leben in der DDR war, bin ich so sehr beschäftigt, daß mich das gegenwärtige Deutschland nur in seiner Verweisung, in seiner Differenz zu meinen Erfahrungen interessiert."{11} Drei Texte aus dem Band Wo es war -- die Gedichte "Wo es war", "Ortswechsel" und "Tauben in ortloser Landschaft" - seien betrachtet, um zu beleuchten, ob die oben betonte Akzentuierung der Differenz zu seinen Erfahrungen im "neuen Deutschland" bereits den Gestus von Distanzierung suggeriert.

In einer Rückschau auf die DDR evoziert der identische Gedicht- und Gesamtbandtitel "Wo es war" den fortwährenden Einfluß, den die realsozialistische Vergangenheit ausübt:

Ich wußte nicht mehr, wie wir uns trafen,

damals, in den Städten, in denen heute

die Hymnen verwaist

ihr Vaterland suchen. In den Ruinen

des letzten Krieges war eine friedliche,

vaterlose Stille zu finden.

Hier kam ich als Kind her, verstört,

hier ging es uns gut, hier war die Sprache

außerhalb des Körpers geblieben.

Später, an einer empfindlichen Stelle

der Biographie, brach, wie dem einen

die Stimme, dem andern

das Rückrat, erinnere dich,

mir war das Glück des Verstummens

gegeben, wo es war.

Wo es war, hat das Gras schon zu wuchern

begonnen. Die kleine Senke im Boden,

in der ich von Liebe geträumt haben muß,

ist mit Schotter gefüllt, Lachen von Flußtang

und Öl, zerdrückte Aluminiumdosen,

ein Brandfleck. Auch diese Erde

hat ihre Geschichte verleugnet. Schon lange

war es dunkel geworden, als ich noch immer

bewegungslos dastand. Was ich hörte,

war fremd. Was ich dachte. Und es war Tag.

("Wo es war", 80)

Der Leser bemerkt auf Anhieb ein ihm bereits aus früherer Drawertscher Lyrik bekanntes breitangelegtes Bezugsfeld von Entfremdungsmetaphern. Der Dichter wählt aus einem etablierten Wortarsenal Begriffe wie "verwaist", "vaterlos", "Stille/Stagnation", "verstört", "Verstummen", "bewegungslos", "fremd". Im assoziierten Gedanken der Heimatlosigkeit lassen sich Affinitäten zu einem anderen modernen Unbehausten, zu Uwe Johnson, aufspüren, die Drawert selbst in einer Rede beim Empfang des ersten Uwe-Johnson-Preises{12} (1994) betonte: Fremdheit als Ausgeliefertsein an einen Sprechprozeß innerhalb einer Herrschaftssprache, "in der von vornherein feststand, wer mit welcher Aussage und in aller Unumstößlichkeit im Recht war ... [oder] nicht im Recht war" (119). Daraus ergibt sich der Gedanke schemenhafter Unwirklichkeit, kurz: ein "ein übergangslose[s] Ineinanderfallen von Bildern, Stimmen und Szenen, wie wir es in Johnsons 'Mutmaßungen über Jakob' finden" (117). Fremdheit also als Verlorenheit in der "Unwirklichkeit" eines "undurchdringlichen Nebel[s]" (117) in einem "Szenario der Träume" (117). Von dieser zersplitterten Unwirklichkeit isolierter Einzelwahrnehmungen ist realiter nicht mehr als ein "Brandfleck" geblieben, eine verwüstete Landschaft, wucherndes Gras -- ein Vakuum. Und trotz allem bleiben freundliche Erinnerungsfragmente, Begegnungen mit Freunden und geträumte Liebe in verschandelter Landschaft. Fassungslos durchlebt der lyrische Sprecher eine ihm völlig unverständliche akute Verlusterfahrung: auch der ungeliebte Staat DDR war Heimat, auch Lüge kann Heimat sein. Unmittelbar und wie so oft in diesem Lyrikband wird der Gedanke an den berühmten zerrisenen Vorfahren Heinrich Heine evoziert, den Drawert im Titel eines anderen Gedichtes, "Mit Heinrich Heine", direkt anspricht": "Als fremder Brief mit sieben Siegeln // ist mir im Herzen fern das Land./ Doch hinter allen starken Riegeln/ ist mir sein Name eingebrannt" (87).

Fremdheits- und Ambivalenzgefühle setzen sich in dem Text "Ortswechsel" fort, ein Titel, der den Gedanken der Veränderung in sich birgt, aber, wie überhaupt so viele Titel oder Gedichtversatzstücke in diesem Lyrikband, ebenfalls auf ein Assoziationsfeld von Wurzellosigkeit, Rastlosigkeit oder Suchen anspielt: "Warten", "Das bleibt nun so", "Unterwegs", "Bleib sitzen", "Winter", "Nichts". "Ortswechsel" ist ein sehr langes Gedicht, und zitiert sei zunächst das Achsenstück, das sich pessimistisch dem Problem des medialen Sprachbreis zuwendet: "denn schon wieder gilt es,/ das falsche Wort/ im rechten Moment/ zu verpassen, den Startschuß,// das nächste Ziel abwärts" (84). Der Anfang des Gedichtes mit seinem auf den ersten Blick vorherrschenden Impetus absoluter Kommunikationslosigkeit legt jedoch vorsichtig noch eine weitere Bedeutungskomponente, ein Fundament sich andeutender Hoffnung frei. Eigenartigerweise schöpft dieses aus den zunächst pejorativ wirkenden Metaphern "Beamter" und "taubstumme[r] Bauer", also aus unverbindlichem, versachlichtem Sprechen bzw. Nichtverstehen oder Unverständnis:

Meine Freunde im Osten

verstehe ich

nicht mehr, im Landstrich

zwischen Hamme und Weser

kenne ich keinen.

Gelegentlich grüßt mich

der taubstumme Bauer

von gegenüber, oder ein Beamter

kommt auftragsgemäß

und überreicht,

was zu befürchten war,

mit lockerer Hand.

Nirgendwo bin ich angekommen.

Nirgendwo war ich zuhaus.

Das stelle ich fest

ohne Trauer.

Der Gedanke größeren Abstands - "ohne Trauer" - verdichtet sich am Ende des Gedichtes dann in einer Freundlichkeitsgeste des "grüßenden Bauern". Subtil, fast unauffällig deutet sich in diesem Gruß der Gedanke der Selbstkritik an: "Doch mein Körper/ ist ruhig geworden,/ und es grüßt mich/ der gemiedene Bauer" (85). Der vom Bauern angestrebte Dialog mit dem lyrischen Sprecher suggeriert -- so könnte man die Textstelle lesen - Überwindung des isolierenden Meidens und Beiseitestehens, Ausbruch aus der Isolation durch Kontaktaufnahme. Nicht zuletzt handelt es sich in diesem Gedicht des Unbehaustseins also auch um ein Bekenntnis zur Eigeninitiative und Eigenverantwortung.

"Tauben in ortloser Landschaft" ist der vorletzte Text im Lyrikband Wo es war, der sich stimmungsmäßig mit dem letzten Gedicht "Frieden" überschneidet. Der Titel evoziert den Gedanken eines negativierten "Nirgendwo", ein sowohl in Ost als auch in West angesiedeltes Utopia. Zwar sind die Tauben empirische Tauben -- "gelbe,/ giftige Tauben .../ in den faulenden Giebeln der Häuser" im ehemaligen DDR-Staat --, doch auch der Gedanke des Friedenssymbols mit dem ihm anhaftenden ideologischen Apparat spielt hinein. Zusätzlich klingt im Homonym "Taube/r" die oben bereits erwähnte Bedeutungsfacette der Kommunikationslosigkeit an: der Taube als der Sprachunfähige, das Nichtbegreifen von vorfabrizierter Sprache. Das retrospektive Gedicht "Wo es war" ist, wie es an einer Textstelle heißt, eine "Entsorgung von Biographien" in ortloser Landschaft, die eine Erblast von Identitätslosigkeit hinterlassen hat. Ein breitgefächertes Spektrum von Verlustmetaphern zahlt diesem Thema Tribut: "am Wegrand Ausgesetzte", "Findelkinder", "Bastarde", "Waisen", kurz: eine "Kaspar-Hauser-Legion" (107). Doch das Gedicht endet nicht mit totaler Selbstaufgabe oder Absage an die neue Gesellschaft:

Sobald die Karten

neu eingemischt sind, wird sich das Blatt

ohnehin wieder wenden,

und was einer eben gesagt hat,

reicht morgen zur Hinrichtung aus.

Aber nicht daran werden wir denken,

hier, in dieser namenlos weiten,

ortlosen Landschaft, in die hinein

die Tauben aus allen Himmeln stürzen

und auf der Erde zerbrechen.

Und sie werden krank sein,

nicht aber sterben, wenngleich

das Ende der Gespräche erreicht ist.

Wer im Wind steht, hört ohnehin

keine andere Stimme, und so können wir

gut ohne Hoffnung bleiben

und kommen voran, wo einer noch

desertiert ist oder sonstwie über den Bildrand

verschwindet - 'all ihr schönen, fallenden Tiere

in diesem anderen, sehr fremden Land'.

Auch ohne Hoffnung kann man letztlich in diesem anderen fremden Deutschland vorankommen. Beim zweiten und dritten Lesen dieses poetischen Deutschlandbildes glaubt der Leser im Gestus nonchalanter Kälte geradezu eine gewisse Ruhe bzw. Gelassenheit zu erkennen. Blickt man noch einmal auf Drawerts Äußerung von 1994, das gegenwärtige Deutschland interessiere ihn nur "in seiner Differenz zu [s]einen Erfahrungen," so spürt man zwar nach wie vor auf Ost und West gerichtete Skepsis, aber der Ton gequälten Zerrissenseins ist leiser geworden. Das scheint auf beginnende Distanz zu deuten, wohl auch Entschlossenheit und ein größeres Selbstbewußtsein. Bei aller Verschiedenheit der weltanschaulichen Position Kurt Drawerts fühlt sich der Leser hier an ein paradoxes Bonmot Volker Brauns aus "Böhmen am Meer" erinnert: "ICH WEISS KEINEN WEG, ABER ICH GEHE IHN."{13} Komplementieren könnte man dieses Statement mit der saloppen Trotzgebärde des wiederum so andersartigen jüngeren Dichters Steffen Mensching: "Im Schnellkochtopf,/ time is money, honey, totsein können wir/ Noch lange genug ..."{14}. Menschings lässig vorgetragenem "Dennoch" in den gesellschaftlichen Ungereimtheiten des "anderen, sehr fremden [deutschen] Land[es]" fügt sich fast nahtlos die unterkühlte Schlußsentenz von Drawerts allerletztem Gedicht aus dem Band Wo es war zu: "Und es war Frieden // auf den kalten, leeren Alleen." ("Frieden", 11).

Endnoten

{1} Volker Braun, "Das Eigentum", Lustgarten. Preußen. Ausgewählte Gedichte (Frankfurt/M.: Suhrkamp, 1996) 141.

{2} Christoph Dieckmann, "Klaus und wie er die Welt sah. Der junge Ostberliner Autor Thomas Brussig hat den heißersehnten Wenderoman geschrieben", Die Zeit , 8. September 1995.

{3} Bert Papenfuß-Gorek, "übereinfall", Led Saudaus. Notdichtung. Karrendichtung (Berlin: Janus Press, 1991) 61.

{4} Annett Gröschner, "Verlust und Gewinn", Herzdame Knochensammler (unveröffentlicht). Zitiert bei Karen Leeder, Breaking Boundaries. A New Generation of Poets in the GDR (Oxford: Clarendon Press, 1996) 222.

{5} Kerstin Hensel, "Im Stau", Angestaut (Halle: Mitteldeutscher Verlag, 1993) 64.

{6} Durs Grünbein, "In Tunneln der U-Bahn", Schädelbasislektion (Frankfurt/M.: Suhrkamp, 1991) 31.

{7} Kurt Drawert, Wo es war (Frankfurt/M.: Suhrkamp, 1996) 83. Seitenzahlen für Zitate befinden sich im Text der Arbeit.

{8} "Kurt Drawert", in: Von Abraham bis Zwerenz. Eine Anthologie des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie, Bonn und des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Weiterbildung des Landes Rheinland-Pfalz, Band 1 (Cornelsen: 1995) 410.

{9} Drawert, Spiegelland. Ein deutscher Monolog (Frankfurt/M.: Suhrkamp, 1992). Zitate im Text der Arbeit.

{10} "Eine eigene Sprache finden". Walfried und Christel Hartinger sowie Peter Geist im Gespräch mit den Lyrikern Thomas Böhme, Kurt Drawert, Kerstin Hensel, Dieter Kerschek, Bert Papenfuß-Gorek und Kathrin Schmidt, Weimarer Beiträge 36, H. 4 (1990), 598.

{11} Andreas Herzog, " '... Und ich begehre, meinem Körper eine Geschichte zu geben ...'. Andreas Herzog im Gespräch mit Kurt Drawert", in: Kurt Drawert, Fraktur. Lyrik. Prosa. Essay. (Leipzig: Reclam, 1994) 245-246.

{12} Drawert, "Die Abschaffung der Wirklichkeit. Eine Rede." Gedruckt in: Wo es war.

{13} Volker Braun, "Böhmen am Meer," in: Braun, Texte in zeitlicher Folge, Band 10 (Halle: Mitteldeutscher Verlag, 1993) 109.

{14} Steffen Mensching, "La vie ou la vite," Neue deutsche Literatur 4 (1992), 31.


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